Zu Beginn der sechziger Jahre erlangte Sex auch im Kino größere Bedeutung. Insbesondere der Horrorfilm sollte von dieser Entwicklung profitieren. Dass ausgerechnet deutsche Produktionen den Anstoß dieses filmischen Prüderieverzichts gaben, mag verwundern. Neben Victor Trivas „Die Nackte und der Satan“ (1959) ist vor allem „Ein Toter hing im Netz“ hervorzuheben, den Regisseur Fritz Böttger („Die Junggesellenfalle“) unter konsequenter Aussparung von Inhalt und Zusammenhang inszenierte.
Mit seiner aufreizenden Tanztruppe bricht Manager Gary (Alexander D’Arcy, „Fanny Hill“) zu einer Tournee durch Südostasien auf. Als das Flugzeug über dem Meer abstürzt, kann sich die Gruppe auf eine einsame Insel retten. In einem Holzverschlag entdecken sie die Leiche eines Wissenschaftlers, eingesponnen in ein gewaltiges Spinnennetz. Des Nachts macht sich Gary auf, die Umgebung auszuspähen und wird prompt von der arachniden Bedrohung angefallen. Er verwandelt sich in ein Monster und trachtet seinen adretten Begleiterinnen fortan nach Leib und Leben.
„Ein Toter hing im Netz“ ist kurioser Schwarz-Weiß-Trash aus deutschen Landen. Mit swingendem Soundtrack und ulkigen Dialogen lädt der illustre Streifen konstant zum Schmunzeln ein. Die Schauspieler – darunter Barbara Valentin („Effi Briest“) in ihrer ersten Rolle – agieren maßlos überzogen und reichen im Kollektiv jeder Laienschauspieltruppe zu Ehren. Die Damen räkeln sich leicht beschürzt in der schwülen Nacht, während Gary vor seinem folgenreichen Spaziergang das volle Brusthaar zur Schau stellt. Mit viel gutem Willen ist das frivol, anrüchig und sexistisch, sieht jedoch denkbar anders aus.
Seinen enormen Unterhaltungswert fördert der obskure Streifen aus dem Zusammenspiel von Elementen klassischer Gruselfilme und albernen Szenenfolgen zwischen Nacktbaden und Kissenschlacht. Das nur am Rande immanente Untier spinnt nicht nur Fäden, sondern hängt auch deutlich sichtbar an selbigen. Den guten Gary verwandelt ein Biss in ein wolfsähnliches Ungeheuer mit Stiftzähnen. Mit dem ist zwar nicht gut lachen, über ihn dafür umso mehr. Unbedarft stellt er den Frauen nach und verschwindet zeitweise gar ganz aus der Handlung.
Dafür landen in Hälfte zwei noch Synchron-Legende Rainer Brandt („Finale in Berlin“) und Harald Maresch („Columbus entdeckt Krähwinkel“) im Paradies und sorgen für Partystimmung unter den Mädels. Da wird geknutscht und gefummelt, bis es dem haarigen Gary zu bunt wird und er wieder ins Geschehen eingreift. Ein wenig Würgen und Knurren später wird er mit Fackeln ins Brackwasser getrieben und ertrinkt. Der Film ist aus, das Gelächter hält an. Wer hätte gedacht, dass auch die deutsche Kinoindustrie solch naive Werke schallender Dämlichkeit produzieren könnte? Man muss schon arg vertrocknet sein, um an diesem hanebüchenen Unfug keinen Gefallen zu finden.
Wertung: (4 / 10)