Rom, die ewige Stadt, ist dem Kino einer der wichtigsten Mittler historischer Nähe. Hier, wo der Odem geschichtsträchtiger Ereignisse dem Mauerwerk weltberühmter Bauwerke entweicht, inszenierte Regisseur William Wyler („Ben Hur“) mit „Ein Herz und eine Krone“ eine der bezauberndsten Romanzen der Filmgeschichte. Gedreht wurde komplett vor Ort, was das imposante Stadtbild zum heimlichen Hauptdarsteller erhebt. Wohl kaum fände das Paar Gregory Peck und Audrey Hepburn herziger zusammen, würde das Flair von Italiens Metropole nicht den perfekten Rahmen umspannen.
In gebotener Gemächlichkeit erzählt Wyler die Geschichte der liebreizenden Prinzessin Ann (Hepburn), die Rom auf Amtsbesuch einer Visite unterzieht. Doch der Alltag einer Thronfolgerin liegt schwer auf ihrem Gemüt. Sie möchte frei sein, durch die Stadt schweifen und sich fühlen wie ein ganz normaler Mensch. Ein hysterischer Anfall zieht die medikamentöse Beruhigung nach sich. Im Zustand der Vernebelung entwischt Ann in die pulsierende Stadt und wird, als sie der Schlaf auf nächtlicher Straße übermannt, vom abgebrannten Journalisten Joe Bradley (Peck) aufgelesen. Er lässt die deliriöse Fremde bei sich übernachten und erfährt erst am folgenden Morgen von ihrer Identität.
Während sich das Gefolge der Flüchtigen Aristokratin in heller Aufregung ergeht, schließlich sollte Ann zu einer Pressekonferenz laden, wittert Bradley die Story seines Lebens. Zusammen mit dem Fotografen Irving (Oscar-nominiert: Eddie Albert, „Der längste Tag“) vertreibt er der ausgerissenen Prinzessin, die sich den scheinbar ahnungslosen Begleitern gegenüber nicht zu erkennen gibt, den Tag. Während Bradleys exklusive Geschichte allmählich Gestalt annimmt, kommen sich er und Ann näher. Als sie schließlich den Entschluss fasst, sich der Bürde ihrer Berufung zu beugen, gerät der Reporter in einen Gewissenskonflikt.
Aus heutiger Sicht wirkt der locker leichte Schwarz-Weiß-Klassiker harmlos, nicht selten sogar bieder. Ann, die niemals allein mit einem Mann in einem Raum zugegen war, nicht einmal angezogen, zeugt von einer Zeit, die im unschuldigen Gegensatz zur sexuellen Revolution der späten Sechziger steht. Entsprechend geht es dem Film nicht um die schlussendliche Erfüllung der knospenden Gefühle, sondern um die Romantik des Augenblicks. Frei von ernsthafter Schwermut durchziehen märchenhafte Züge den humorigen Schwank. Nur kehrt sich die Verwandlung Aschenputtels hier um.
Die Harmonie zwischen den Hauptdarstellern Gregory Peck („Wer die Nachtigall stört“) und Audrey Hepburn („Frühstück bei Tiffanys“), die einen von drei Oscars ergatterte, trägt den ansprechend in die Länge gezogenen Plot. Dass dieser dankbarerweise nicht auf den dramatisch umspielten Konflikt einer finalen Konfrontation hinausläuft, lässt „Ein Herz und eine Krone“ auch mehr als fünfzig Jahre nach seiner Produktion noch die Seelen erwärmen. Nicht umsonst erweisen moderne Filme wie „Before Sunrise“ oder „Notting Hill“ diesem wunderbar leichtfüßigen Werk, das die Sorgen der Welt für zwei heiter charmante Stunden auszusperren weiß, ihre Referenz. Ein schöngeistiger, nicht zuletzt dank seines bittersüßen Ausklangs unverkitschter Gefühlsreigen.
Wertung: (8 / 10)