Der Spanier Álex de la Iglesia ist einer der interessantesten Regisseure des modernen europäischen Kinos. Bei der Umsetzung seiner eigenen Drehbücher bedient er sich stets verschiedener Genres und verpasst seinen Filmen obendrein einen comichaft grotesken Anstrich. „Aktion Mutante“ (1993) und allen voran „Perdita Durango“ (1997) sorgten aufgrund ihrer übersteigerten Darstellung von Sex und Gewalt für Aufsehen. Ungeachtet dessen blieb dem einst von Pedro Almodóvar geförderten Filmemacher der große Durchbruch bislang verwehrt.
Wahrgenommen werden die Werke von Álex de la Iglesia kaum. Nur so ist zu erklären, wieso von seinen letzten vier Filmen hierzulande lediglich zwei veröffentlicht wurden. Doch immerhin fand sich nach der schwarzhumorigen Hitchcock-Hommage „La Comunidad – Allein unter Nachbarn“ ein deutscher Verleiher für den jüngsten Film des Regisseurs. In „Crimen Ferpekto – Ein ferpektes Verbrechen“ wirft de la Iglesia einmal mehr skurrile Figuren in ein Geflecht aus komödiantischen Facetten und Elementen des Thrillers.
Rafael (Guillermo Toledo, „Bedside Stories“) ist Abteilungsleiter in einem Nobelkaufhaus in Madrid. Sein Erfolgrezept beruht auf unwiderstehlichem Charme. Denn Rafael kriegt jede rum, sei es Kundin oder Angestellte. Und doch schnappt ihm sein verhasster Kollege Don Antonio (Luis Varela) den sicher gewähnten Posten zum Etagenchef weg. Für Rafael bricht eine Welt zusammen. Als ihn der neue Vorgesetzte auch noch vor die Tür setzen will, eskaliert die Situation. Nach einem handfesten Streit findet sich Don Antonio plötzlich mit einem Kleiderhaken im Schädel wieder.
Unglücklicherweise hat Mauerblümchen Lourdes (Mónica Cervera, „Piedras – Steine“) – die einzige Mitarbeiterin aus Rafaels Abteilung, zu der er keine Affäre unterhält – den Vorfall beobachtet. Sie lässt die Leiche verschwinden und hilft sogar bei deren Entsorgung. Das hat allerdings unangenehme Konsequenzen. Denn Lourdes fordert Zuneigung. Ihre vorteilige Situation schamlos ausnutzend, zerrt sie den gescholtenen Rafael gar bis vor den Traualtar. Den permanenten Demütigungen überdrüssig, plant der gehörnte Ehemann das Problem auf seine Art zu lösen – und Lourdes aus dem Weg zu räumen.
Mit souveräner Leichtigkeit bedient Álex de la Iglesia moralische Grauzonen und seelische Abgründe. Mit visueller Raffinesse und diebischer Freude am kaltblütigen Rosenkrieg nimmt „Ein ferpektes Verbrechen“ an Fahrt auf. Dass dem Regisseur am Ende etwas die Puste ausgeht und der Film obendrein in ein fast zahmes Finale entschwindet, stört dabei nur peripher. Denn die großartigen Hauptdarsteller liefern sich ein aberwitziges wie ungezügeltes Psychoduell jenseits jedweden Reglements. So ist de la Iglesia auch mit „Ein ferpektes Verbrechen“ nicht der ganz große Wurf gelungen, Freunde schwarzen Humors und abgründiger Komödien werden dennoch bestens bedient.
Wertung: (7 / 10)