„Maybe my life hasn’t been so chaotic. It’s just the world that is and the only real trap is getting attached to any of it. Ruin is a gift. Ruin is the road to transformation.“ – Elizabeth
Eine Frau sucht sich selbst. Durch den Genuss des Essens, die seelische Reinigung und letztlich die Liebe. Am Anfang der Geschichte glaubt sie letztgenannte bereits gefunden zu haben. Aber die Prophezeiung des hutzeligen Wahrsagers auf Bali, ihre Ehe werde scheitern, erfüllt sich im Trubel des Alltags binnen weniger Monate. Und so beginnt eine lukullische und spirituelle Sinnsuche, die an einen Werbefilm für Urlaubsziele erinnert. Aber so bleiben, wenn es schon die überlange und bisweilen enorm zähe Erzählung nicht vermag, immerhin die visuellen Eindrücke haften.
„Eat Pray Love“, basierend auf dem gleichnamigen, autobiographisch gefärbten Roman Elizabeth Gilberts, ist eine schöne Hülle. Mehr nicht. Oscar-Preisträgerin Julia Roberts („Erin Brockovich“) spielt jene Journalistin mit dem Namen der Schriftstellerin, die sich von ihrem Mann Stephen (Billy Crudup, „Watchmen“) scheiden lässt, mit dem jungen Schauspieler David (James Franco, „127 Hours“) anbandelt und in drei Kapiteln schließlich Klarheit erlangt. Dazu lässt sie alles hinter sich und kehrt der amerikanischen Heimat für ein Jahr den Rücken. Nun gut, wer es sich leisten kann. Das große Problem am reinigenden Unterfangen bleibt die akute Oberflächlichkeit.
Klar, mit sich und ihrem Leben ist Elizabeth nicht zufrieden. Aber der Film vermittelt den Eindruck, als bliebe die Annullierung ihrer Ehe eine Bauchentscheidung. Und obwohl sie plötzlich mit nichts dasteht, zieht es sie in die Fremde. Arbeit? Erspartes? Wer weiß. Mangeln jedenfalls wird es ihr an nichts. Höchstens an Sympathiewert. Denn der gesamte Ausbruch kann eine für die Identifikationsmöglichkeiten fahrlässige Egozentrierung kaum verbergen. Aber was soll’s? Dem Guru auf Bali hatte Elizabeth schließlich versprochen, zu ihm zurückzukehren.
So unterteilt sich Ryan Murphys (Co-Schöpfer von „Glee“ und „American Horror Story“) arg behäbiges Drama in drei Akte. Das Essen wird in Rom abgehandelt, wo die Roberts ob der üppigen Mahlzeiten prustend versucht, sich in Hosen zu zwängen, die keiner Zehnjährigen passen würden. Lauthals auf die Pfunde pfeifen kann wohl nur, wer kaum mehr Fleisch auf den Rippen hat als ein Spatz an der Kniescheibe. Aber Elizabeth lebt, lacht und schaut den netten Bekanntschaften beim Glücklichsein zu. Zum Kontrastprogramm geht es anschließend ins indische Kloster, wo ihr der knurrige Richard (Richard Jenkins, „Ein Sommer in New York“) sein Seelenleid beichtet und sich Probleme beim meditativen Abschalten einstellen.
Um es kurz zu machen: Die Roberts nervt mit ihrem affektierten Auftritt. Innere Reinigung zu erfahren, indem man sich Gepflogenheiten und Gebräuche anderer Kulturkreise überstülpt, ist ein sehr kapitalistisch westlicher Ansatz. Silberstreif am Horizont der Banalität sind die Nebendarsteller. Neben Franco und Jenkins ist dies vor allem Javier Bardem („No Country for Old Men“), dessen sympathischen Felipe sie auf Bali kennen- und schließlich lieben lernt. Und dass, obwohl sie sich ihr Lebensglück doch nicht mehr von amourösen Gefühlen kaputtmachen lassen wollte! Die Bilder bleiben erhaben, der Rest ertrinkt im Schein. Ein typisch amerikanischer Schmachtfetzen für gelangweilte Hausfrauen also. Auf der großen Leinwand hätte es diese breitgeredete Banalität wahrlich nicht gebraucht.
Wertung: (4 / 10)