DYS – More Than Fashion: Live From The Gallery East Reunion (2011, Bridge Nine Records)

dys-more-than-fashionDie bloße Nennung ausgesuchter US-amerikanischer Städte weckt sogleich Assoziationen an spezifische Hardcore-Sounds. Neben New York, Washington D.C. oder auch Los Angeles ist es vor allem Boston, das in der Entwicklung des Genres eine entscheidende Rolle eingenommen hat – und in Teilen auch noch bis heute nimmt. Zu Beginn der Achtziger waren es Bands wie SSD (Society System Decontrol), NEGATIVE FX oder DYS – benannt nach dem Department of Youth Services –, die den Straight Edge prägten und in die Welt trugen. Nach dem heute als Klassiker gefeierten Erstling „Brotherhood“ wechselten die Letztgenannten, wie so viele Weggefährten auch, in den Metal über und verschwanden bald in der Nichtigkeit.

Im Zuge der Veröffentlichung der Hardcore-Dokumentation „All Ages“ fanden sich legendäre Szene-Mitbegründer (u.a. GANG GREEN) für ein Konzert zusammen. Darunter auch DYS, deren umjubelter Auftritt von Bridge 9 unter dem Titel „More Than Fashion“ als Live-Album in bestechender Soundqualität aufbereitet wurde. Die darauf präsentierten 14 Songs sind, abgesehen von nicht zwingend notwendigen Ausflügen in besagte Metal-Ära und die zweite Platte „Fire and Ice“ (u.a. „Graffiti“, „Which Side Am I“), Zeugnisse einer Frühphase des Hardcore, deren Werte und Inhalte bis heute Bestand haben. Von ihnen künden Tracks wie „Circle Storm“, „City to City“, „Stand Proud“, „Brotherhood“ oder „Wolfpack“.

Auch wenn Live-Alben in der Fan-Akzeptanz (nicht selten verdientermaßen) einen schweren Stand haben, ist „More Than Fashion“ ein Manifest für die Beständigkeit und Unerschütterlichkeit des Hardcore. Soundtechnisch von Interesse ist die Scheibe aufgrund der instrumentalen Überlieferung des alten Materials in die Gegenwart. Geschichte geschrieben haben DYS sowieso. Sänger Dave Smalley mitbegründete auch DAG NASTY, DOWN BY LAW und den DESCENDENTS-Ableger ALL, Bassist Jonathan Anastas wirkte bei der Entstehung von SLAPSHOT mit. Auch wenn es sich die Beteiligten sicher leisten könnten, so geht es hier nicht um Attitüde, sondern die Rückbesinnung auf die Essenz des Hardcore. Für die stehen Smalleys unaffektierte Ansagen und Statements sowie der Titel im Ganzen: „More Than Fashion“. Eine außergewöhnlich starke Live-Platte.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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