Ist es legitim zu fahren wie der Teufel, wenn es gilt der Hölle zu entfliehen? Manche Fragen sollten besser nicht gestellt werden. Vor allem nicht bei einem Film wie „Drive Angry“, der sich geradewegs anbiedernd als ´No Brainer´ preist und mit betonter Lässigkeit und brutaler Gewalt an die niedersten Gelüste des Publikums appelliert. Ob nun Frauen mit harter Faust verdroschen werden oder der gewohnt schlecht frisierte Nicolas Cage mit der Schrotflinte Körperteile abschießt, was hier als Coolness zur Schau gestellt wird, ist der peinliche Versuch, dem Zeitgeist aus politisch unkorrekter Distanz auf die Füße zu pissen.
Mit Blut und Boliden nimmt Regisseur und Co-Autor Patrick Lussier den Trash-Partyknaller der Saison ins Visier. Trotz dauerndem Augenzwinkern verfehlt der Filmemacher, der mit dem mäßigen Remake von „My Bloody Valentine“ zumindest in der 3D-Version Aufmerksamkeit erregte, dies Ziel aber überraschend deutlich. Ein Film wird nun mal nicht gleich zur munteren Grindhouse-Hommage, nur weil sich die Beteiligten als degenerierte Arschlöcher gerieren und in Zeitlupe die Eingeweide aus den hohlen Körpern geprügelt bekommen.
Die Ästhetik des Vulgären, wie sie beispielsweise in „Crank“ zum haltlos übertriebenen Zitate-Reigen im Comicstil stilisiert wurde, geht Lussiers ideenloser Spinnerei komplett ab. Cage darf sich in diesem ach so spaßigen Brutalo-Klamauk in 3D denn auch gut aufgehoben fühlen, führt er die Haarpracht doch seit dem Jahrtausendwechsel in jedem noch so drögen Genrefilm mit Blockbuster-Anstrich spazieren. Als Oscar-Preisträger wird der Mime jedenfalls längst nicht mehr geführt. In „Drive Angry“ gibt er den zur und aus der Hölle gefahrenen Vigilanten John Milton, der sich der Obhut des Teufels entzieht, um Satansjünger Jonah King (Billy Burke, „Twilight“) vom Angesicht der Erde zu tilgen.
Der hat Miltons Tochter auf dem Gewissen und deren Baby als Blutopfer entführt. Dicht auf den Fersen ist dem Rächer jedoch The Accountant (rettet, was zu retten ist: William Fichtner, „Prison Break“), ein stoischer Höllendiener mit ausgeprägtem Arbeitsethos. Weil Höllenfeuer, PS-starke Karren und harte Typen allein aber nicht reichen, um das Blut der erwachsenen Zielgruppe in Wallung zu bringen, muss noch Amber Heard („Stepfather“) als sexy Kellnerin Piper in Miltons Auto steigen und der Männerwelt als toughe Heroine zeigen, was ’ne Harke ist.
Gemeinsam rasen sie der Racheerfüllung entgegen, begraben unterwegs den guten Ruf von Garde-Nebendarsteller David Morse („The Hurt Locker“), der sich als Miltons Kumpan Webster vor Lustlosigkeit kaum auf den Beinen halten kann, und meistern allerhand gefahrvolle Situationen, die in den Augen Lussiers zum anhaltenden Schenkelklopfen einladen sollen. Wenn Milton während einer Schießerei aber noch Zeit findet, eine Kellnerin zu bumsen, ist das nicht nur von „Shoot ‚Em Up“ geklaut, sondern auch über den Rand der Selbstbegeisterung hinaus inszeniert. Nur cool, geschweige denn lustig, ist dieser eingebildete Testosteron-Rausch überhaupt nicht.
Wertung: (3 / 10)