Es erscheint wenig durchdacht, einen Film bereits auf dem Verleihcover mit den doppeldeutigen Lettern „Die grausame Fortsetzung von…“ propagieren zu wollen. Handelt es sich dabei überdies um den ohnehin vermeidbaren Aufguss des klapprigen B-Movie-Gruslers „Dracula 2000″, verwandelt sich ein jeder gutgemeinter Slogan unverzüglich in leicht entflammbaren Trash-Tenor. Kult-Regisseur Wes Craven, der seinen guten Namen bedauerlicherweise viel zu häufig für qualitativ minderwertigen B-Movie-Horror („Carnival of Souls“) prostituierte, zeigt sich auch für die Produktion von „Dracula II: Ascension“ verantwortlich. Wie schon beim handwarmen Erstling nimmt auf dem Regiestuhl Patrick Lussier Platz, von Craven einst mit der Schnittverantwortung seiner „Scream“-Trilogie sowie „Freddy’s New Nightmare“, „Vampire in Brooklyn“ und „Music of the Heart“ betraut.
Bei der Obduktion einer verbrannten Leiche entdeckt eine Gruppe junger Medizinstudenten schockiert, dass es sich bei dem vermeintlich Toten um einen Vampir handelt. Als kurz darauf ein mysteriöser Anrufer 30 Millionen Dollar für den Körper bietet, verkauft die Gruppe dem unheimlichen Interessenten kurzentschlossen einen anderen Leichnam. Stattdessen will man sich die Macht des Vampirfürsten Dracula (Stephen Billington, „Resident Evil“) selbst zu Eigen machen und reanimiert den Untoten in einem Bad aus Blut. Als der Fürst der Finsternis darauf zu neuem Leben erwacht, nimmt das unheimliche Schicksal seinen Lauf. Einzig der vom Vatikan ausgesandte Vampirjäger Pater Uffizi (Jason Scott Lee, „Soldier“) scheint imstande, der drohenden Gefahr Einhalt zu bieten.
2004 erscheint wahrlich nicht als Wonnejahr des kinematographischen Vampirismus. Von Stephen Sommers in „Van Helsing“ zur barocken Lachnummer degradiert, fährt Patrick Lussier in „Dracula II: Ascension“ den wohl ausdruckslosesten und uncharismatischsten Blutsauger der letzen Jahre auf. Als „Blade“-Ersatz auf Sparflamme bläst Jason Scott Lee gleich zum Auftakt in wenig überzeugender Manier des großen Anthony Hopkins in Coppolas „Dracula“ zur fröhlichen Kopfjagd, doch geht auch dem zumindest couragiert auftretenden B-Mimen noch vor dem überflüssigerweise nach einem weiterem Sequel schreienden Finale sichtlich die Puste aus. Der traurige Rest aus mal mehr (Jason London, „Alien Cargo“), mal weniger (Khary Payton, „Hellraiser: Hellworld“) bekannten Gesichtern schart sich emsig um Nicht-Schauspieler Craig Sheffer („Turbulence 3″), der die verbliebenen Fitzel seines Talents zumindest mit der gewohnt unfreiwillig komischen Inbrunst verfeuert.
„Dracula II: Ascension“ lässt sämtliche Attribute, die Fanherzen höher schlagen lassen, schmerzlich vermissen. Innovation verlangen zu wollen, grenze im Angesicht dieser schalen Direct-to-Video-Produktion an Anmaßung, doch offeriert der unausgegorene Handlungsrahmen schlicht keinerlei den Sehgenuss steigernde Ingredienzien. Vielmehr trüben omnipräsente Plotlöcher den marginalen Unterhaltungswert des uninspirierten Streifens nachhaltig. Hinzu gesellen sich Effekte, die das geringe Budget zu jeder Zeit transparent erscheinen lassen. Das darstellerische Aufbegehren zumindest präsentiert sich dem Fundus des Films als jederzeit angemessen. Was bleibt ist der fade Nachgeschmack billiger Dutzendware und ein abrupter Ausklang, der uns schon bald „Dracula III: Legacy“ bescheren wird. Dann, und das ist das eigentlich gruselige, bereichert Patrick Lussier die Werkschauen von Roy Scheider – im übrigen bereits hier mit einer undankbaren Minirolle abgewatscht – und Rutger Hauer um einen weiteren unrühmlichen Ausflug in die zerklüfteten Lande konformer Idiotie. Vielen Dank auch!
Wertung: (4 / 10)