Das Morden im US-amerikanischen Hinterland geht weiter. Diesmal trägt jedoch keine Sippschaft mit kannibalistischen Neigungen Schuld am Aderlass ahnungsloser Durchreisender, sondern ein Scharfschütze. Der hat sich, gehüllt in militärische Tarnkleidung, auf erhöhter Position platziert und lauert nahe einer spärlich befahrenen Straße auf Opfer. Als ihm eine aus sechs College-Studenten bestehende Fahrgemeinschaft (u. a. Rod Hernandez, Anthony Kirlew) ins Fadenkreuz gerät, verwandelt sich das sommerliche Idyll in einen bluttriefenden Kriegsschauplatz.
Die Prämisse von „Downrange“ ist denkbar simpel: Der gesamte Film spielt an einem einzigen Handlungsort und speist sein solides Stimmungsbild allein aus dem Überschuss sadistischer Gewaltexzesse. Einen tieferen Zweck verfolgt Regisseur und Produzent Ryûhei Kitamura („Midnight Meat Train“, „No One Lives“), der mit Skript-Autor Joey O’Brian („Triple Threat“) auch die Story ersann, kaum. Der Sniper (Aion Boyd) bleibt ein Motiv ebenso schuldig wie ein charakterliches Profil. Allerdings erweist sich auch die Beutegruppe lediglich als schemenhaft umrissen. Jodi (Kelly Connaire) etwa prädestiniert sich allein deshalb als Final Girl, weil sie sich auf dem Weg zur Geburtstagsfeier der jüngeren Schwester befindet.
Daneben ist es einzig an Keren (Stephanie Pearson, „Wolf Mother“), die ob ihres familiären Umfeldes über Waffen und Militärtaktik Bescheid weiß, zumindest grob über den Status des bloßen Kanonenfutters hinauszuragen. Der Rest, daran lässt Kitamura keinen Zweifel, ist zum gnadenlosen Scheibenschießen in „Full Metal Jacket“-Manier freigegeben. Durch eine vermeintliche Reifenpanne strandet die Gruppe bei sengender Hitze in der Pampa. Als beim Wechsel des Pneus ein Projektil auf den Asphalt fällt und den wahren Grund für den Zwangsstopp offenbart, ist es zu spät. Kurz darauf klafft im Schädel des Ersten ein faustgroßes Loch. Und das ist erst der Auftakt eines krassen Gewaltmarathons, dessen überraschende Unversehrtheit der deutsche Verleiher Splendid vor Gericht erstritt.
Die splattrigen Effekte sind fraglos gelungen. Hirn regnet es bei „Downrange“ jedoch nur, wenn wieder eine Gewehrkugel einen Kopf durchschlägt. Die verzweifelten Überlebenden sind gezwungen, in Deckung auszuharren, während sich Insekten und Krähen über die Leichen ihrer Begleiter/innen hermachen. Da die Personendecke recht dünn gestaffelt ist, müssen sich noch eine Familie und vier Polizisten ins Schussfeld des Killers verirren. Da sich die Figuren aber dem Gesetz des Genres entsprechend bedingt sinnhaft verhalten, hat der Schütze bis zum absehbar auf Gegenwehr pochenden Finale freie Hand. Kitamuras visuelle Extravaganz blitzt nur bei vereinzelten Kamerafahrten auf. So ruht der Fokus des minimalistischen Backwood-Schockers einzig auf übertriebener Gewalt. Wie unwesentlich die Protagonisten dabei erscheinen, verdeutlicht der krampfig sarkastische Schlussmoment. Auf ihre Kosten kommen hier ausschließlich eingefleischte Gore-Hounds.
Wertung: (5 / 10)