Doomsday (GB/USA/D/ZA 2008)

doomsdayMit nur zwei Filmen avancierte Neil Marshall zur Hoffnung des Horror-Kinos. Die launige Werwolf-Burleske „Dog Soldiers“ ebnete ihm den Weg, dessen erster Meilenstein „The Descent“ blieb. Der auf bewährten Formeln des klaustrophobischen Schreckens fußende Schocker verwandelte sich nach gemächlichem Vorlauf urplötzlich in ein knüppelhartes Splatterfest. Für nervenzerrendes Aufsehen ward also gesorgt. Ebenso für große Erwartungen. Die kann sein drittes Werk „Doomsday“ zwar nicht in vollem Umfang einlösen, zum blutbesudelten Zitat-Reigen langt es aber allemal.

Zur Verfügung standen ihm dafür stolze 30 Millionen Dollar. Und die reizt Marshall nach allen Regeln des Endzeitkinos rigoros aus. Pate standen die Großen der alten Schule, Romero, Carpenter, und klassische B-Filme wie „The Crazies“, „Die Klapperschlange“ und „Mad Max“. Oder eben jüngere Varianten wie „28 Days Later“. Auch der Score erinnert stark an Carpenter, dem zusätzlich über die Namensgebung einer Nebenfigur Tribut gezollt wird. Doch all die (geklauten) Ideen wollen erst einmal in einem Skript zusammengefügt werden. Da fangen die Probleme an. Aber auch nur, wenn sich das Hirn dem Sog der schnellen Bilder entziehen kann.

Denn Zeit verliert Marshall keine. Der Prolog wird über den Vorspann gelegt, ein tödliches Virus bahnt sich von Glasgow aus seinen Weg ins Umland. Die eskalierende Situation erfordert drastische Maßnahmen. Also wird ein stählerner Wall errichtet, der die Quarantänezone, respektive ganz Schottland, von der Außenwelt abschottet. Jahre später, die Gefahr scheint gebannt, droht die Epidemie London zu verschlingen. Also wird Kampfamazone Sinclair (Rhona Mitra, „Shooter“) als Anführerin einer bewaffneten Einheit ins Sperrgebiet gesandt, wo die Staatsführung ein Gegenmittel vermutet. Doch der Auftrag entpuppt sich als Himmelfahrtskommando.

Das enthemmte Endzeit-Spektakel lebt nur von geklauten Ideen, macht daraus aber beileibe keinen Hehl. Was da schon mehr stört sind die Klischees, die grundlegend verzeihlich, oft jedoch schlichtweg überflüssig erscheinen. Aber das Skript begegnet dem Thema mit dem nötigen Humor, der sich meist tiefschwarz und blutrot über den Protagonisten ausbreitet. Erst sind es kannibalistische Horden, danach die mittelalterlichen Getreuen des irren Wissenschaftlers Malcolm McDowell („Tank Girl“). Neben Bob Hoskins („Unleashed“) ist er die zweite prominente Dreingabe des spaßigen, leider aber recht unoriginellen Gemetzels.

Die rasante Utopie beginnt düster, wenn das Chaos heraufzieht und das Militär die Herrschaft übernimmt. Allmählich aber wandelt sich die Stimmung. Zusehends wird es greller, comichafter, am Ende gar merklich absurd. Ein wenig wie „Planet Terror“, nur glatter, gesichtsloser. Dennoch ist der nostalgische Splatter-Punk ein gestandenes Vergnügen, wer will Marshall da noch doofe Dialoge, die nicht zwingend stilsichere Songauswahl und die Zelebration des brutalen Über-Feminismus krummnehmen? „Doomsday“ ist, was war, ein reiner Jungsfilm ohne jeden Anspruch. Nicht mehr, ganz sicher aber auch nicht weniger.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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