Die Aliens sind da. Nicht in friedfertiger und auch nicht in kriegerischer Absicht. Sie sind einfach da, gestrandet, am Himmel über Johannesburg. Als die Angst der Menschheit vor einer extraterrestrischen Invasion verflog, wagte man den Versuch der sozialen Näherung. Doch die Hoffnung auf Adaption des technischen Wissensvorsprungs schwand und die insektoiden Fremden, verächtlich „Prawns“ genannt, wurden im Auffanglager „District 9“ untergebracht. 20 Jahre später ist aus dem Township ein Ghetto geworden, in dem die nach Katzenfutter süchtigen Außerirdischen ein unwürdiges Dasein fristen.
Eine neuseeländische Produktion, gedreht in Südafrika, wird zum Überraschungserfolg in den USA. Ohne die Hilfe von „Herr der Ringe“-Regisseur Peter Jackson hätte Neill Blomkamps Kinodebüt, basierend auf seinem 2005 gedrehten Kurzfilm „Alive in Joburg“, kaum Realität werden können. 30 Millionen Dollar stellte Jackson dem jungen Filmemacher zur Verfügung und gewährte ihm freie Hand. Ein Risiko, dass sich für alle Beteiligten ausgezahlt hat. Denn nicht nur der finanzielle Erfolg dürfte für rundheraus zufriedene Gesichter sorgen, sondern auch der frühzeitig ausgerufene Status eines modernen Klassikers der Science-Fiction.
Den Vorschusslorbeeren wird „District 9“ durchweg gerecht und pendelt kongenial zwischen Independent und Blockbuster. Das ebenso clevere wie hintersinnige Spektakel kombiniert Anspruch und Schauwerte, was Blomkamps gallige Apartheits-, bzw. Rassismus-Allegorie zum seltenen Glücksfall macht. Zwingend neu jedoch sind die Ideen nicht. Neben der Prämisse von „Alien Nation“ bedient sich der Autor und Regisseur in der effektvollen dramaturgischen Zuspitzung bei Cronenbergs „Die Fliege“-Remake. Als erfrischend originell erweist sich noch immer die dokumentarische Narrative, die zugunsten des Erzählflusses allerdings vom anfänglichen Reportage-Stil abweicht.
In der Hauptrolle überzeugt Sharlto Copley, der als unscheinbarer Schreibtischtäter Wikus Van De Merwe mit der Zwangsräumung von „District 9“ beauftragt wird. Dabei kommt er mit Alien-DNA in Kontakt und sucht, als er sich in einen „Prawn“ zu verwandeln beginnt, Zuflucht bei den Fremden. Dicht auf den Fersen sind ihm Regierungstruppen und lokale Kriminelle, die sich der Handhabung des außerirdischen Waffenarsenals greifbar nahe wähnen. Dessen Durchschlagskraft offenbart sich im famos getricksten Schlussdrittel, das gleich reihenweise menschliche Körper explodieren lässt und dem tragischen Antihelden ein zumindest hoffnungsvoll stimmendes Schicksal belässt. Radau mit Grips und das Spiel mit Klischees und Konventionen – ein ganz großer kleiner Film.
Wertung: (8 / 10)