Distance in Embrace (Interview Juli 2009)

Servus Zusammen. An der üblichen Vorstellungsrunde kommen wir wohl nicht vorbei, insofern stellt Euch und die Band doch bitte einmal kurz vor.

Nikolai: Hallo, wir sind DISTANCE IN EMBRACE aus Minden, bestehend aus Adrian (guitar, vocals), Nikolai (guitar, vocals), Robin (drums) und Sören (bass, vocals). Wir sind seit 2004 unter diesem Namen unterwegs.

Seit Jahren geltet ihr ja als recht umtriebige Band. Alle zwei Jahre erscheint ein Album und auch auf deutschen Konzertbühnen kann man euch regelmäßig sehen. Wie schafft ihr das alles? Ist die Band mittlerweile der Mittelpunkt in eurem Leben oder macht ihr das mehr so neben dem Alltag?

Adrian: Die Band ist für uns sicherlich eine Herzensangelegenheit und so gesehen auch ein Mittelpunkt in unserem Leben. Allerdings betreiben wir die Band ausschließlich in der Freizeit und gehen in unserem Alltag alle einem Studium bzw. Job nach.

Nikolai: Einfach ist das nicht immer. Jeder, der Musiker ist und in einer Band spielt, die eine gewisse Ernsthaftigkeit an den Tag legt weiß, dass das an sich ein Fulltime-Job ist. Da dauert ein Studium schon mal ein paar Semester länger als die Regelstudienzeit und so manche Freundin bleibt am Wochenende alleine zu Hause zurück ;).

Für mich ist der Schritt zu eurem neuen Album „To Hell With Honesty!“ bemerkenswert. Aus meiner Sicht umschifft ihr im Grunde alle Fettnäpfchen und Klischeepfützen. Man hört euch einen gewissen eigenen Stil einfach an. Seid ihr mit dieser Prämisse auch an das neue Album herangegangen? Nicht wie die x-te Kopie von dieser oder jener Band zu klingen?

Adrian: Vielen Dank! Es freut uns sehr das zu hören! Wir haben alle unsere musikalischen Vorbilder, jedoch haben wir seit jeher versucht, einen eigenen Stil zu entwickeln und zu wahren. Daher haben wir in unserer Bandgeschichte noch nie Coversongs gespielt, sondern gleich von Beginn an eigene Songs geschrieben.

Nikolai: Von daher sind wir im Prinzip nicht anders an das neue Album herangegangen, wie bei den Alben zuvor auch: Wir haben uns einfach hingesetzt und Songs geschrieben, die uns selbst Spaß machen und die uns gefallen. Irgendwelche Regeln oder Grenzen haben wir uns dabei eigentlich keine gesetzt. Letzten Endes ist es auch immer für uns aufregend, wie das Ergebnis aussieht, wenn man ins Studio geht. Auch wenn man die Songs vorher zig mal gespielt hat oder sogar bereits in einer Vorproduktion aufgenommen hat, man weiß nie genau, wohin die Reise geht.

Wie habt ihr euch auf „To Hell With Honesty!“ vorbereitet. Sprich, was habt ihr im Rahmen der Arbeiten vielleicht anders als sonst gemacht?

Adrian: Wir hatten uns dieses Mal eigentlich vorgenommen, uns beim Schreiben der Songs mehr Zeit zu nehmen. Aber wie es nun mal so ist, die letzten drei Songs entstanden innerhalb der letzten drei Wochen vor Studiobeginn.

Nikolai: Aber wir haben definitiv mehr im Vorfeld gearbeitet als beim Vorgänger. Ein paar Songs hatten wir bereits einige Monate zuvor vorproduziert, andere Songs zumindest im Proberaum aufgenommen und so lange herumgedoktort, bis jede einzelne Note saß. Im Studio wurden dann einige Dinge trotzdem wieder komplett über den Haufen geworfen, so etwas bleibt einfach nicht aus.

Überrascht hat mich vor allem die hohe Abwechslung der Songs. War auch dies im Vorfeld so gewollt oder hat sich dies im Laufe der Aufnahmen erst entwickelt?

Adrian: Vielen Dank! Natürlich ist es wichtig, ein abwechslungsreiches Album zu schreiben. Dieses mal haben wir vor allem bei der Reihenfolge der Songs darauf geachtet, dass möglichst unterschiedliche Songs aufeinander folgen. Was einige von uns am Vorgänger „Utopia Versus Archetype“ gestört hatte war, dass es keine richtige Spannungskurve gab: alle Songs bewegten sich auf einem ähnlichen Niveau. Das wollten wir dieses Mal auf jeden Fall anders machen.

Die Cover eurer Alben sind stets sehr düster und sich nicht unähnlich. Das mag sicherlich zu den Texten passen, aber habt ihr auch mal über ein „freundlicheres“ Cover nachgedacht, quasi als Kontrast zum Inhalt?

Adrian: Gerade beim aktuellen Cover hatten wir einige konzeptionelle Vorstellungen, die uns von Anfang an im Kopf vorschwebten. Dieses Mal hatten wir uns ein Doppel-Cover-Konzept einfallen lassen, um den Kontrast in den Songs widerzuspiegeln: ein „rotes“ Cover für die härteren Songs, ein „blaues“ Cover für die melodiöseren Songs. Das ganze ist als Folder so angelegt, dass der Käufer das Booklet so falten kann, dass entweder das eine oder das andere Cover zu sehen ist.

Nikolai: Stimmt aber schon, vielleicht wird es ja auch mal Zeit für ein helleres Artwork. Da wir einen Grafiker in unserer Band haben, stehen uns da zum Glück alle Möglichkeiten offen, ohne uns in Unkosten zu stürzen. Letztendlich ist auch die Covergestaltung eine Gemeinschaftsarbeit der Band. Adrian macht die Grundentwürfe, dann setzt man sich zusammen und arbeitet so lange daran, bis alle zufrieden sind.

Wann hattet ihr die Idee zur DVD, die dem Album ja beiliegt? Und wie viel Material hattet Ihr letztlich zur Verfügung? Ich denke, wenn man so häufig unterwegs ist wie ihr, kommt da eine ganze Menge herum.

Adrian: Die Idee, eine DVD zu machen, kam von unserem Labelchef Dave. Wir hatten ursprünglich lediglich vor, das Musikvideo von „On the Verge“ der Audio-CD beizufügen, das man sich dann auf dem Computer hätte ansehen können. Dave brachte uns dann auf die Idee, eine Bonus-DVD mit sämtlichen Musik- und Live-Videos zu machen.

Zusätzlich gibt es noch ein Tourtagebuch von unserer Englandtour 2007 zu sehen, sowie ein Making-Of zu „To Hell With Honesty!“, das einen Einblick in die Arbeit in den Rape Of Harmonies Studios gibt. Als kleines Schmankerl beinhaltet die DVD auch noch ein Video, in dem befreundete Bands ein Statement zu uns abgeben, bzw. uns durch den Kakao ziehen ;).

Wo seht ihr euch eigentlich stilistisch am ehesten? Im Hardcore, Punkrock oder vielleicht sogar Metal?

Adrian: Ich denke wir fühlen uns in allen genannten Stilen zu Hause. Von unserer Einstellung her denke ich, dass wir am ehesten eine Hardcore-Band sind. Wir machen immer noch sehr viel selbst, der DIY-Gedanke ist uns bei unserer Musik sehr wichtig. Musikalisch bewegen wir uns zwar mitunter sehr metallisch, haben uns aber wie ich finde einen gewissen Punkrock-Spirit aus unseren Anfangstagen bewahrt.

Ihr lernt auf Tour viele Leute kennen und seht viele unterschiedliche Menschen. Wie beurteilt ihr die Szene, gerade im Hinblick auf die Kontroverse Musik vs. Fashion?

Nikolai: Da sprichst du einen wichtigen Punkt an. Der Titel unseres Albums „To Hell With Honesty!“ ist gedacht als kleiner Seitenhieb auf die Szene. Wir haben in den letzten Jahren bemerkt, dass es immer weniger um die Musik zu gehen scheint, sondern eher darum, wie man sich präsentiert. Viele Shows entpuppen sich dann als eine Art Modenschau, wo die Jungs sich gegenseitig beweisen wollen, dass sie die dicksten Eier haben und sich die Mädels tonnenweise Schminke ins Gesicht kloppen. Wirkliches Interesse an den Bands und ihrer Musik besteht dann oft nicht.

Adrian: Das spiegelt sich ja auch bei den Zuschauerzahlen auf Konzerten mit lokalen Bands wider: Da kommt immer weniger Publikum, während bei den „großen“ Bands die Hallen voll sind. Natürlich kann man da nicht verallgemeinern, aber es ist uns in der letzten Zeit verstärkt aufgefallen. Ich finde diese Entwicklung sehr schade, gerade in der sogenannten „Metalcore-Szene“ scheint das der Fall zu sein, während es mir in der Old-School-Hardcore und Punkrock-Szene weniger auffällt. Da gibt es viel mehr Leute, die sich zum Beispiel dann auch Platten und CDs von den Bands kaufen, die sie gut finden, anstatt sie irgendwo illegal zu downloaden.

Wie sehen eure Ziele mit DISTANCE IN EMBRACE aus? Gibt es etwas, das ihr auf jeden Fall noch mal erleben wollt? Also jetzt keine unrealistischen Dinge, sondern durchaus etwas Machbares.

Adrian: Wäre natürlich toll, wieder eine längere Tour im Ausland zu spielen. Vielleicht auch im Vorprogramm einer bekannteren Band, das wäre schon was. Allerdings kann man so was ja leider nicht erzwingen. Da braucht man Leute, die gute Connections haben, oder aber man muss vorher durch diverse Ärsche gekrochen sein, was aber eher nicht so unser Ding ist, haha!

Nikolai: Ansonsten wollen wir in den nächsten Jahren natürlich weiter am Ball bleiben und soviel spielen wie möglich. Mal sehen, was die Zukunft so bringt.

Ansonsten, was kann man von euch in diesem Jahr noch erwarten?

Adrian: Demnächst erscheint ein Musikvideo zu dem Song „The Devil and the Sea“, welches im Juni in einem verlassenen Werftbetrieb in unserer Heimatstadt Minden gedreht wurde. Im September geht es dann für zwei Wochen auf Tour zusammen mit unseren Freunden von LONGING FOR TOMORROW und PRESENCE OF MIND. Da möchten wir natürlich so viele Leute wie möglich sehen, also, besucht die Shows 😉

04.09. Osnabrück, Bastard Club
05.09. Oldenburg, Salon Jürgens
07.09. Dülmen, Gekko
08.09. Koblenz, SK2
09.09. Essen, Emo
11.09. Lünen, Lünsche Mess
12.09. Burghausen, FZH
13.09. Wien, Arena Beisl
14.09. Ulm, Club Schilli
16.09. Chemnitz, Subway To Peter
18.09. Greifswald, Juz Klex
19.09. Minden, Musikbox

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