Dirty Harry II: Calahan (USA 1973)

dirty-harry-2Die Fortsetzung des Polizeifilm-Klassikers „Dirty Harry“ hebt sich wohltuend vom qualitativen Gros der Hollywood-Sequels ab. Der von „Hängt ihn höher“-Regisseur Ted Post gedrehte Nachklapp, basierend auf einem Skript von John Milius („Conan – Der Barbar“) und Michael Cimino („Heaven’s Gate“), verfügt über ein interessantes Standbein, indem er die im Original tendenziell aufblitzende Selbstjustiz auf eine organisierte Ebene verlagert und sie den Händen Callahans entnimmt. Somit wird die Titelfigur zum Bewahrer jenes Rechtssystems, das er in seinen Methoden so gern verteufelt.

Der Zynismus des Vorgängers wird bereits in Eastwoods einleitendem Hohelied auf die 44.er Magnum übertroffen, die als stärkste Faustfeuerwaffe der Welt angepriesen wird und glatt einen Kopf von den Schultern reißen kann. Da ist sogar für den Bildungsbürger noch Informationspotential vorhanden. Anschließend vereitelt der schmutzige Harry eine Flugzeugentführung, indem er sich als Pilot ausgibt und die Verbrecher unverhohlen mit Blei füllt. Ein Hauch von Groteske weht über dieser Episode, die den Trigger Happy-Bullen endgültig als überlebensgroßen Sheriff der (anno 1973) modernen Gesellschaft in Stein meißelt.

Ob solcher Methoden wird er vom ungeliebten Vorgesetzten Briggs (Hal Holbrock, „The Fog“) strafversetzt, worauf sich die Morde an unlängst der Justiz entronnenen Gangstern häufen. Zu verantworten hat die Hinrichtungen eine Gruppe junger Polizisten (u.a. David „Hutch“ Soul), die dem Gesetz auf ihre Weise auf die Sprünge hilft. Das große Vorbild heißt Callahan, doch kann der den Eifer der Killerschwadron nicht recht teilen. Interessenskonflikte sind vorprogrammiert. Allerdings sind auch die fehlgeleiteten Beamten, Kollegen hin oder her, als Kriminelle einzustufen, was auch ihnen schlussendlich die angestammte Behandlung zuteil werden lässt.

„Calahan“ ist (abgesehen vom fehlerhaften deutschen Titel) eine exzellente Fortsetzung, die sich gar den Luxus erlaubt, der wortkargen Ein-Mann-Armee ein privates Umfeld – und einen weiteren zu verschleißenden Partner – zu verschaffen. Die ihn treffende Gewalt ist wie des gesamten Films unnötig barsch. Aber es sind die Siebziger, da darf ein Zuhälter eine widerspenstige Hure auch mal besonders grausam um die Ecke bringen und das Hirn eines Mobsters unsanft an die Heckscheibe eines Autos klatschen. Und als wär das nicht genug, darf Harry am Ende auch noch den eigenen Chef von der Bildfläche tilgen. Nicht mehr ganz so subversiv, dafür actionreich und mit starker Atmosphäre.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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