Kaum ein Film dürfte die Geschlechter derart spalten wie es „Dirty Dancing“ seit fast zweiundzwanzig Jahren tut. Der Film ist Fluch und Segen zugleich. Allen voran war er es wohl für Patrick Swayze („Fackeln im Sturm“), der in all den Folgejahren stets mit dem smarten Johnny aus diesem Welterfolg in Verbindung gebracht wurde. Eigentlich hätte man von Jennifer Grey („Die rote Flut“) ebenfalls so etwas wie eine Karriere erwarten dürfen, doch diese ging genauso schnell in den Keller wie im Film ihr Talent fürs Tanzen kam. Aber wie man es nun auch sehen mag, der Erfolg von „Dirty Dancing“ ist nicht von der Hand zu weisen, egal wie viel Fremdscham für die einen mitspielen mag und alle anderen zum x-ten mal wenigstens eine Träne beim großen Finale vergießen.
Sommer 1963: Die siebzehnjährige Francis (Jennifer Grey) – genannt Baby – verbringt mit ihren Eltern die Ferien auf der Anlage eines langjährigen Freundes der Familie. Die betuchten Gäste stehen vor allem auf den Tanzlehrer Johnny (Patrick Swayze), der sich jedoch als Rebell sieht und den Job lediglich des Geldes wegen macht. Bereits bei ihrer ersten Begegnung verliebt sich Baby in Johnny, der diese jedoch für ähnlich versnobt wie alle anderen hält. Als Johnnys Tanzpartnerin Penny ausfällt, droht die gesamte Abschlussshow zu platzen. Baby bietet sich nur allzu gern als Ersatz an, doch bevor beide wirklich den letzten Tanz des Sommers vorführen dürfen, gibt es etliche Steine aus dem Weg zu räumen.
Tanzfilme gab es in den 80ern einige, aber keiner war so erfolgreich wie „Dirty Dancing“, jenes seichte Stück Kitsch, was auch heute noch nichts von seinem Charme verloren hat, sofern man ihm jemals solchen abgewinnen konnte. Und die Erinnerungen wollen nicht schwinden, Sätze wie „Mein Baby gehört zu mir“ oder „Ich habe eine Wassermelone getragen“ kennen sicherlich auch diejenigen, die diesen Film verteufeln. Fürs Tanzen war dieser das, was Boris Becker kurz zuvor für das Tennis war. Eine Initialzündung, denn plötzlich wollte jede(r) so sein wie Johnny und Baby. An ihrer Darstellung kann es allerdings nicht gelegen haben, denn Swayze gibt den Pseudo-Rebellen mitunter nervig affektiert und seine Leidenschaft für die langweilige Jennifer Grey wirkt auch nicht unbedingt nachvollziehbar.
Allerdings will der Film auch nicht mehr sein, als er ist. Ein seichter Liebesreigen mit ein paar heiteren Szenen, viel Romantik und ein bisschen Dramatik. All das könnte nicht einfacher gestrickt sein, denn so festgefahren die Situation auch manchmal ist, immer hat man das Gefühl, hier wird schon irgendwer auf der Matte stehen und das Kind schon schaukeln. Aber ohne die Musik – „Time Of My Life“ darf auch heute auf keiner Retro-Party fehlen – und die durchaus ansprechenden Tanzszenen wäre „Dirty Dancing“ wohl auch nur halb so erfolgreich gewesen. Doch nicht nur wegen seines Erfolges an den Kinokassen ist dieser Film wohl ein kleiner Klassiker. Es ist vielmehr das Gesamtpaket, welches auch heute noch – leider – allgegenwärtig ist, sei es in Form der Musik, der Tänze oder eben dem Traumpaar der 80er.
Wertung: (6 / 10)