Obwohl der Flugzeugabsturz, bei dem ihr achtjähriger Sohn Sam ums Leben kam, bereits über ein Jahr hinter Telly Paretta (Julianne Moore) liegt, bekommt die trauernde Mutter ihr Leben nicht in den Griff. Täglich schaut sie sich die Fotos und Videobänder aus vergangenen Tagen an. Hilfe sucht sie vergeblich bei Psychiater Dr. Munce (Gary Sinise), der Telly seit geraumer Zeit erzählt, sie habe nie einen Sohn gehabt. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch ihr Mann Jim (Anthony Edwards), den sie, nachdem urplötzlich alle Erinnerungsstücke an die ehemalige Familienidylle verschwinden, umgehend verdächtigt, genau diese entwendet zu haben, um die Erinnerung an ihren verstorbenen Sohn einfach auslöschen zu wollen.
Obwohl ihr Umfeld eingehend auf sie einwirkt, glaubt Telly den ihr aufgetischten Märchen nicht und flüchtet zu dem ehemaligen trunksüchtigen Eishockeyprofi Ash (Dominic West), der ebenfalls seine Tochter verlor und ähnliche Probleme wie Telly hat. Gemeinsam begeben sie sich auf eine gefährliche Suche nach der Wahrheit, die sie jedoch schnell zu Verfolgten macht.
Psycho-Drama, Mystery-Thriller, billige „Akte X“-Kopie? Was davon ist „Die Vergessenen“ letztlich? Ein Film, der in den ersten 20 Minuten nicht uninteressant ist und dem es mühelos gelingt, Spannung aufzubauen. Doch im weiteren Verlauf verliert „Die Vergessenen“ deutlich an Fahrt, Spannung weicht großen Fragezeichen, die sich noch nicht einmal auf die plumpe Entwicklung der Story beziehen. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel mit den beiden trauernden Elternteilen Julianne Moore („Hannibal“, „Magnolia“) und Dominic West („28 Tage“, „Chicago“) auf der einen, Regierungsvertretern und sonderbaren fliegenden Geschöpfen auf der anderen Seite. Die Hatz quer durch Stadt, Land, Fluss verliert deutlich an Reiz und der eigentliche Grund, nämlich hinter das Geheimnis ihrer vermeintlich verstorbenen Sprösslinge zu kommen, gerät in den Hintergrund. Höhepunkt des Ganzen ist dann die Auflösung, die so ziemlich die dämlichste von vielen Möglichkeiten darstellt.
Besetzungstechnisch kann „Die Vergessenen“ durchaus Punkte sammeln. Julianne Moore agiert wie üblich überzeugend, kann dem Film durch ihre angenehm sympathische Präsenz aber auch nicht den letzten Kick geben. Dominic West an ihrer Seite spielt den alkoholkranken Ex-Eishockeyprofi ebenfalls solide, während Anthony Edwards („Friedhof der Kuscheltiere 2“, „Top Gun“) schlicht als Fehlbesetzung genannt werden muss, denn als Film-Ehemann von Julianne Moore spürt man als Zuschauer keinerlei Bindung zwischen den beiden und neben seiner charismatischeren Kollegin verkommt er zur farblosen Beilage. Routiniert, allerdings ohne große Höhepunkte, ist mal wieder Gary Sinise („Kopfgeld“, „Forrest Gump“) zu sehen, bei dem vor einigen Jahren eigentlich zu erwarten war, er würde heute weiter vorne in der Hollywood-Hierarchie stehen.
Regisseur Joseph Ruben („Der Feind in meinem Bett“, „Money Train“) hätte vielleicht mal ein wenig Nachhilfe beim Gerne-Meister Night M. Shyamalan nehmen sollen, denn sein halbgarer und zudem völlig an den Haaren herbeigezogener Möchtegern-Grusler darf getrost als schlechterer seiner Gattung bezeichnet werden und jede noch so mittelmäßige „Akte-X“-Folge hat mehr Charme als „Die Vergessenen“.
Wertung: (3 / 10)