Die Unglaublichen – The Incredibles (USA 2004)

die-unglaublichenKaum hat Pixar mit „Findet Nemo“ einen Kassenschlager gelandet, beglückt das Animationsstudio seine treue wie begeisterungswillige Zuschauerschaft mit einem neuen Werk. Für die Regie verantwortlich ist diesmal jedoch nicht Mastermind Andrew Stanton, der z.B. schon „Toy Story“ und eben „Findet Nemo“ schuf, sondern Brad Bird, der bereits Animationsfilm-Erfahrungen mit dem kommerziellen Flop „Der Gigant aus dem All“ sammeln konnte.

War „Findet Nemo“ noch ein waschechtes Gagfeuerwerk, so darf man sich nicht dem Trugschluss hingeben, dass einen Ähnliches auch bei „Die Unglaublichen“ erwartet. Bird nimmt sich mehr Zeit für die Geschichte und konzipierte den Film nicht als „echten“ Kinderfilm, denn eine Vielzahl von Anspielungen und Gags wird doch eher ein erwachsenes Publikum ansprechen.  Dem generationsübergreifenden Vergnügen steht das aber nie im Wege.

In der modernen Welt von „Die Unglaublichen“ gibt es etliche Superhelden, zu denen die Bevölkerung aufschaut. Der Beliebteste von ihnen ist Bob Paar, auch „Mr. Incredible“ genannt. Doch es herrscht Aufruhr, denn nach einigen Missgeschicken bröckelt die Fassade der Superhelden und es kommt Klage auf Klage auf die Beteiligten zu. Dies verleitet die Regierung dazu, das Projekt „Superhelden“ ad acta zu legen und Leute wie Bob Parr samt seiner Familie müssen nun einer normalen Arbeit nachgehen und das Leben einer Spießbürgerfamilie fristen.

Bob würde seiner neuen Rolle als Versicherungsvertreter nur allzu gerne entfliehen und da kommt ihm ein mysteriöses Angebot gerade recht, das ihn auf eine gefährliche Mission führt. Doch anfängliche Euphorie weicht schnell Entsetzen, denn sein Gastgeber entpuppt sich als Erzfeind Syndrome, der sich an Mr. Incredible rächen will. Ohne den Beistand seiner ebenfalls mit Superkräften ausgestatteten Familie kann Bob die Herausforderung unmöglich meistern.

Seriöser hat man Pixar wohl bislang noch nicht erlebt. Wobei gleichzeitig nicht auf etliche das jüngere Publikum begeisternde Action-Szenen vernachlässigt werden. Eine Gratwanderung, die Brad Bird hervorragend gelungen ist. Die Story ist zudem überraschend vielschichtig und gerade in den Szenen, in denen das normale Leben der Titelfigur Mr. Incredible gezeigt wird, dürften sich die älteren Semester angesprochen fühlen. Gelangweilt vom Alltag und ehelichen Pflichten, beraubt durch die Möglichkeit der Selbstverwirklichung als Superheld, vegetiert dieser nur noch von Tag zu Tag vor sich hin.

Gleiches überträgt sich auch auf seine Familie, die erst, nachdem es gemeinsam in neue Abenteuer zu bestehen gilt, wieder richtig zu leben scheint. Die Gag-Quote hält sich in diesen Momenten in Grenzen und erst in der zweiten Hälfte drückt der Film wieder aufs Tempo. Hier gibt es Verfolgungsjagden, Superhelden-Kräftemessen und sogar wild gewordene Roboter und der zuvor gestaltete ernstere Part wird komplett in den Hintergrund gedrängt. Tricktechnisch ist „Die Unglaublichen“ über jeden Zweifel erhaben und vor allem zum  Schluss werden einige Schauwerte aufgeboten.

Der beste und unterhaltsamste Part ist dabei allerdings nicht dem Hauptprotagonisten zugeteilt worden, sondern der Rest seiner Sippe hat zumindest einen leichten Vorteil gegenüber dem vermeintlichen Familienoberhaupt. Brad Bird bietet in seinem Kassenschlager einen kompletten Gegensatz zur knallbunten und gagreichen Welt von „Findet Nemo“, was sich zwar nicht in einem besseren Einspielergebnis bemerkbar machte, an der grundlegenden Qualität des Ansatzes jedoch nicht rüttelt. Die Originalsprecher sind mit Craig T. Nelson, Holly Hunter, Samuel L. Jackson oder Jason Lee prominent bestückt. In punkto Abwechslung und Ideenreichtum muss ist Pixar / Disney der Konkurrenz immer noch ein gutes Stück voraus.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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