Die Sinnlichkeit des Schmetterlings (AUS 2017)

Das australische Kino fristet im internationalen Vergleich zunehmend ein Nischendasein. Die Zeiten, in denen Ozploitation-Klassiker des Kalibers „Mad Max“ (1979) weltweit für Furore sorgten und Regisseure wie Peter Weir, Phillip Noyce oder Russell Mulcahy Hollywood eroberten, scheinen längst vorüber. Doch die Aussie-Filmindustrie lebt und beschert aufgeschlossenen Publikumskreisen noch immer manch empfehlenswertes Werk. Eines davon: „Die Sinnlichkeit des Schmetterlings“.

Das von Priscilla Cameron geschriebene und inszenierte Drama beschreibt in teils betörenden Bildern eine Dreiecksbeziehung, die zwischen dem 13-jährigen Fin (Ed Oxenbould, „The Visit“) und seinem Vater Al (Ewen Leslie, „The Nightingale“) schmerzhafte Gräben aufreißt. Denn beide entwickeln Gefühle für die Blumenhändlerin und ehemalige Burlesque-Tänzerin Evelyn (Melissa George, „30 Days of Night“). Ihr Laden wird für Fin ein Rückzugsort, wie er ihn sonst nur von einem Baum voller Schmetterlinge kennt. An jenem schier magischen Platz schwelgt der Teenager in Erinnerungen an die verstorbene Mutter.

Fin ist vom Ambiente des Blumenladens – und seiner Eignerin – verzaubert. Dass sie ihm eine Fotokamera schenkt und dazu noch einen Job anbietet, bildet die Grundlage für wachsende jugendliche Zuneigung. Lehrer Al, der bemüht ist, ein Verhältnis mit Studentin Shelley (spielte neben George auch in „The Slap“: Sophie Lowe) zu beenden, kommt Evelyn seinerseits näher, muss durch die brisante Liebschaft jedoch um seine Karriere fürchten. Doch auch Evelyn hat manch belastendes Päckchen zu schultern.

Die emotionale Klaviatur lässt zwischen Eifersucht und Enttäuschung ausreichend Raum für Zuversicht. Camerons Regie, die mit vereinzelten optischen Spielereien für Auflockerung – und mehr noch einen willkommenen Kontrast zu den schwermütigen Aspekten der Geschichte – sorgt, bleibt unaufdringlich. Die betörenden Bilder von Insekten und dem als Schrein für die Mutter dienlichen Schmetterlingsbaum lenken in ihrer träumerischen Art allerdings eins um andere Mal vom geradlinigen Drama ab.

Bei allem Gewicht, das die sinnlichen, von unterschwelliger Erotik überschatteten Wesenszüge aufweisen, bleibt der Fokus stets bei den Figuren. Dass deren Entwicklung zunehmend auf die Enthüllung tragischer Details hinausläuft, schmälert die Qualität des Films nicht. So bietet „Die Sinnlichkeit des Schmetterlings“ zwar insgesamt mehr fürs Auge als für den Kopf, sehenswert erscheint der Blick in diesen emotional aufgerüttelten Mikrokosmos aber allemal. Der australische Film bleibt also immer (noch) eine Reise wert.   

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

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