Die Schwester der Königin (USA/GB 2008)

die-schwester-der-koeniginNachdem Cate Blanchett in den beiden Filmen „Elizabeth“ und „Elizabeth – The Golden Years“ bereits überzeugend die gleichnamige englische Königin verkörperte und zumindest eine kleine Nachhilfestunde bezüglich englischer Geschichte gab, widmet sich das höfische Treiben in „Die Schwester der Königin“ (sinnvoller der Originaltitel: „The Other Boleyn Girl“) ihrem Vater zu, Heinrich dem VIII. Wobei Regisseur Justin Chadwick in seinem Werk eher den Liebeleien des Monarchen nachgeht und weniger ein Portrait des umstrittenen Herrschers zeigt.

Im England des 16. Jahrhunderts leben die beiden Boleyn-Schwestern Anne (Natalie Portman) und Mary (Scarlett Johansson) abseits des königlichen Hofes. Dort selbst herrscht zwischen König Heinrich VIII. (Eric Bana) und dessen Ehefrau Katharina (Ana Torrent) Eiszeit, da diese ihm keinen männlichen Thronfolger schenken kann. Einen Nutzen aus dieser Gelegenheit will der Herzog von Norfolk (David Morrissey) ziehen, Berater des Königs und gleichzeitig Onkel von Anne und Mary. Die ältere Anne soll den König bei Laune halten, die Familie von den Privilegien profitieren. Allen Bemühungen Annas zum Trotz findet der König jedoch Gefallen an Mary, was die Schwestern am Hofe entzweit. Als Mary Schwanger wird und ebenfalls keinen Jungen zur Welt bringt, wendet sich Heinrich von ihr ab und verfällt dem Charme von Anne, was ihn fast sein Königreich kostet.

Der geschichtliche Hintergrund des Films ist enorm, denn gerade die historische Persönlichkeit des Heinrich VIII. hatte für England weitreichende Folgen. Als Geschichtsstunde versteht Regisseur Justin Chadwick seinen Film aber nur am Rande, denn in den Vordergrund stellt er das höfische Leben und die dortigen Liebeleien. Die beiden Schwestern Boleyn sind keine Fiktion, sondern hatten auch in Wahrheit ihren Einfluss auf die Geschichte, wobei es der Film mit Fakten nicht immer genau nimmt, wie es aber in Hollywood üblich ist. Einen Intrigantenstadel á la „Gefährliche Liebschaften“ darf man allerdings nicht erwarten, wenngleich dies vom Verleih in gewisser Hinsicht verkauft wird. Verrat und Intrigen gehören zwar auch zum Hofe von Heinrich VIII., doch die Umstände und Zwistigkeiten sind weniger kalkulierend denn zufälliger Natur.

Natalie Portman („Star Wars“) und Scarlett Johansson („Match Point“) sind den Launen und Trieben ihres Herrschers ausgesetzt und verfallen diesem schließlich beide. Die Ursache liegt in den Interessen der eigenen Sippschaft. Beide – Portman als auch Johannson – sind weder gefühlskalt noch berechnend, sondern dem Geschehen einfach nicht gewachsen. Gut gespielt, ist der Zuschauer stets auf ihrer Seite, wobei Portman im Verlauf des Films etwas ins hysterische abgleitet. Eric Bana („Hulk“) gefällt sich in der Rolle des Königs, gibt diesen aber reservierter als man es vermuten könnte. Insgesamt kommt seine Figur zu kurz, wirkliche Momente, in denen er sich auszeichnen könnte, sind nicht vorhanden, da die Figuren der Darstellerinnen eindeutig im Fokus stehen.

Das Problem von „Die Schwester meines Königs“ liegt nach etwa zwei Stunden auf der Hand. Der Film weiß einfach nicht genau, was er sein will. Für einen reinen Gefühlsfilm ungeeignet, als vielschichtiges Kammerspiel ebenso. So bleibt es bei einer kleinen Liaison am englischen Hofe, mit guten bis soliden Darstellern (darunter Kristin Scott Thomas, „Der englische Patient“ / Mark Rylance, „Intimacy“ / Jim Sturgess, „Across the Universe“ / Benedict Cumberbatch, „Abbitte“ / Eddie Redmayne, „Der gute Hirte“), aber ohne den Zuschauer wirklich zu fesseln. Da wäre sicherlich mehr möglich gewesen, alleine schon vor dem Hintergrund der historischen Umstände und späteren Auswirkungen.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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