Die My Demon – Fear the One… That Kills the Soul (2019, Demons Run Amok/Soulfood)

Der erste Eindruck ist wesentlich. Er determiniert, mit welchem Gefühlshorizont wir Dinge erkunden. Bei Platten beginnt die Entdeckungsreise, sofern die Musik und ihre Urheber/innen nicht bereits bekannt sind, beim Cover. Und dem Bandnamen. Wie sehr dies Kombinat in die Irre führen kann, beweisen DIE MY DEMON mit ihrem Album „Fear the One… That Kills the Soul“. Die Assoziationen tendieren Richtung Metalcore. Gesteigerte Düsternis inklusive. Nur sind die Schöpfer der Platte keinesfalls unbekannt. Denn die Gründung des belgischen Krachschlägerkollektivs geht bereits auf das Jahr 1999 zurück. 

In den zwei Dekaden ihres Bestehens haben DIE MY DEMON immer wieder Schaffenspausen eingelegt. Nach zwei Reunions ist seit 2014 Konstanz eingekehrt. Die resultierte ein Jahr später in die „Same World, Different Eyes“-EP – und gipfelt nun in den Nachfolger des 2004 vorgelegten Debütalbums „Smell the Rat“. Dem Frontmotiv entsprechend ist die Scheibe tatsächlich mit nachtschwarzen atmosphärischen Schatten versehen. Auch Metal-Einflüsse spielen dabei eine Rolle. Nur erweist sich der Grund als gnadenlos ballernder Hardcore mit Nähe zur US-Ostküste. Triebfeder ist mal der Punk und mal der Metal. Hinzu gesellt sich eine Affinität zu Gangshouts. An Vorwärtsdrall mangelt es „Fear the One…“ damit keinesfalls.

Bemerkenswert ist, dass es dem Vierer durchweg gelingt, die gern im Mid-Tempo-Bereich angesiedelten Tracks mit der nötigen Abwechslung zu unterfüttern. Neben traditionellen Elementen verschließen sich die Genre-Veteranen aber auch modernen Einflüssen nicht. Wer nach verspielten Momenten und experimentellen Nuancen sucht, ist bei DIE MY DEMON dennoch an der vollkommen falschen Adresse. Denn in Sachen Geschwindigkeit und Struktur angenehm variable Brecher des Kalibers „Scammed“, „Fuck the World“, „No Way Out“ oder „State of Emergency“ stehen für die schnörkellos wutschnaubende Kelle, die den Hardcore seit jeher zum willkommenen Ventil aufgestauter Energie – egal ob positiv oder negativ – macht. In diesem Sinne: scheiß auf den ersten Eindruck!

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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