Die Körperfresser kommen (USA 1978)

die-koerperfresser-kommenRemakes funktionieren immer dann, wenn sie nicht bloß den Kern des Originals einfangen, sondern selbigen auch mit gegenwärtigen Geistesströmungen zu verknüpfen wissen. Philip Kaufmans („Der Stoff aus dem die Helden sind“) Neuverfilmung des Don Siegel-Klassikers „Die Dämonischen“ (1956) ist dafür ein Paradebeispiel. Der schwarz-weiße Paranoia-Grusel, der die Stimmung der antikommunistischen McCarthy-Ära heraufbeschwor, wurde für die späten Siebziger von der Provinz in die Anonymität der Großstadt verlegt, wo die Isolierung und Entfremdung der postmodernen Gesellschaft wahre Beklemmung verursacht.

Dabei hält sich Kaufmans Version recht sklavisch an die dramaturgische Entwicklung des Vorläufers und flechtet gar dessen Hauptdarsteller Kevin McCarthy für einen Cameoauftritt ein, der sich auf seine Bestrebungen beruft, im Verkehrsdickicht auf die drohende Invasion aus dem All aufmerksam zu machen. Die aber ist bereits in vollem Gange, was der Zuschauer schon während des sehenswert getricksten Vorspanns zu sehen bekommt. Von einer sterbenden fremden Welt lösen sich pflanzenartige Lebewesen und treiben, getragen von Sonnenwinden, in die Fernen des Alls. Auf der Erde lassen sie sich schließlich nieder. Mit ungeahnten Folgen.

In übergroßen Schoten wachsen emotionslose Duplikate von Menschen heran, die ihren bald zu fransige Fetzen zerfallenden Vorbildern im Schlaf die Erinnerungen rauben. Die Ersetzten schicken sich nun ihrerseits an, Freunden, Bekannten und Verwandten ein solches Gezücht unterzuschieben, damit die Assimilierung flotten Schrittes vorangetrieben werden kann. In diese Entwicklung wird Matthew Bennell (Donald Sutherland, „Die Nadel“) von der Gesundheitsbehörde nebst befreundeter Kollegin Elizabeth Driscoll (Brooke Adams, „Dead Zone“), deren Gatte sich plötzlich merkwürdig geriert, gezogen. Ebenso das befreundete Paar Jack (Jeff Goldblum, „Die Fliege“) und Nancy (Veronica Cartwright, „Alien“).

Die stehen der dramatischen Entwicklung erst zweifelnd, dann zusehends hilflos gegenüber. Die gefühlskalten Menschenkopien tarnen ihr Vorhaben perfekt. Versuche, die Obrigkeit zu alarmieren scheitern an der rasanten Ausbreitung der erdfremden Brut. Auf deren Seite findet sich alsbald auch „Star Trek“-Ikone Leonard Nimoy, der als entrückter Psychologe die Emotionslosigkeit schon von Natur aus mit sich bringt. Was bleibt ist die Flucht. Doch wohin soll man sich wenden, wenn das gesamte Umfeld verändert und jeder Ausweg versperrt scheint? Und dann ist da noch die zunehmende Ermattung. Denn ewig wach bleiben können die Flüchtigen wohl kaum.

Der Verfolgungswahn der Figuren überträgt sich durch die meisterliche Optik unweigerlich auf den Zuschauer. Perspektiven, Kamerafahrten und Schnitte wirken ungewöhnlich, oft hektisch aufeinanderfolgend. Dazu Bilder des regen Treibens im spätsommerlichen San Francisco. Man kommt nicht umhin, hinter der alltäglichen Normalität das Grauen zu erwarten. Es ist dieses Spiel mit Erwartung und Auflösung, das „Die Körperfresser kommen“ so meisterlich macht. Bis zum konsequent bitteren Finale werden die logischen Fehler des Originals bereinigt. An Effekten wird gespart, nicht aber am suggestiven Schrecken. Ein bis heute Gänsehaut schürender Klassiker.

Wertung: 8.5 out of 10 stars (8,5 / 10)

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