Die Könige der Nutzholzgewinnung (D 2006)

die-koenige-der-nutzholzgewinnungDie Sozialstudie hat in der deutschen Filmlandschaft ihr festes Standbein. Erzählt werden Milieugeschichten, direkt aus dem Leben. Die Protagonisten sind Arbeitslose, Wendeverlierer oder gesellschaftliche Außenseiter. Manchmal sogar alles auf einmal. Wie in „Die Könige der Nutzholzgewinnung“, angesiedelt im ehemaligen Ostteil des Harz, wo die Ortschaften Elend oder Tanne heißen. In diese provinzielle Tristesse kehrt der ehemalige Waldarbeiter Krischan (Bjarne Mädel, „Stromberg“) zurück. Zwölf Jahre war er fort. Da er aber auch in der Ferne sein Glück nicht fand, bleibt nur die Heimkehr.

Mit offenen Armen wird er wahrlich nicht empfangen. Ex-Freundin Ellen (Christina Grosse, „Netto“) will nichts von ihm wissen, zumal er des Nachts wie aus dem Nichts angetrunken vor ihrer Tür steht. Auch die einst besten Freunde Ronnie (Frank Auerbach, „Der rote Kakadu“) und Bert (Steven Merting, „Grüne Hochzeit“) begegnen ihm mit gemischten Gefühlen. Immerhin nahm Krischan das Scheitern ihrer Geschäftsidee – ein Broilergrill – zum Anlass, ohne ein Wort das Weite zu suchen und die Partner auf dem angehäuften Schuldenberg sitzen zu lassen. Doch jetzt soll alles anders werden, mit der Ausrichtung eines Holzfällerwettbewerbs nach internationalem Muster.

Im Gegensatz zu schrulligen britischen Sozialpossen wie „Ganz oder gar nicht“ tun sich deutsche Regisseure mitunter schwer bei der Verbindung von ernsthafter Problemaufzeigung mit leichtem Humor. Matthias Keilichs („Nicht Fisch, nicht Fleisch“) Erstling nach dem Studienabschluss an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin ist da keine Ausnahme. Feine Ironie ist zweifelsohne gegeben, doch fehlt ihr der bissige Charme vergleichbarer englischer Produktionen. Der Ton bleibt zumeist ein ernster, gerichtet auf die vielfältigen Probleme der leidgeprüften Protagonisten. Solche wie der liebenswert unsympathische Egoist Krischan, der plötzlich vom gemeinsamen Sohn mit Ella erfährt und der aufkommenden Vaterrolle, schließlich will der Filius ihn besser kennenlernen, überfordert gegenübersteht.

Anrechnen muss man dem Film, dass er nicht auf eine schlussendliche Aufbruchsstimmung zusteuert, sondern die Figuren in den vorgegebenen Rastern aus Erwerbslosigkeit und familiärem Konfliktherd belässt. Das jedoch führt dazu, dass Keilich zwar eine Menge Konflikte anheizt, manche der am Rand gesponnenen Handlungsstränge aber schlicht nicht zu Ende bringt. Eine Entwicklung findet dennoch statt. Denn als der ursprünglich zur eigenen Bereicherung angedachte Wettbewerb nur Teilnehmer ohne Arbeitsstelle zulässt, steigert sich die Begeisterung in der Region zusehends. Eine Moral prangt dabei nicht hinter der amüsanten Geschichte. Zumindest keine, die nach dem Prinzip des erhobenen Zeigefingers funktionieren würde. Trotz kleinerer Mängel ein gelungenes Werk.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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