Die Jugger – Kampf der Besten (AUS/USA 1989)

die-juggerWomit vertreibt man sich die Zeit, wenn die Welt durch Kriege und globalen Kollaps verwüstet, verödet und zerstört wurde? Man könnte den alten Sportsgeist bemühen, das Prinzip von „Brot und Spiele“ (nur eben ohne Brot!) und einen Hundeschädel in kampfbetontem Kräftemessen auf einen Holzpfahl spießen. So zumindest will es das Regelwerk im Endzeit-Actioner „Die Jugger“, bei dem postapokalyptische Gladiatoren über karge Länder von Siedlung zu Siedlung wandern und ansässige Teams gegen Nahrung und körperliche Vergnügung herausfordern.

Die sich beharkenden, notdürftig gepolsterten Mannschaften bestehen aus einem Läufer, der das präparierte Spielgerät in die Endzone bringen soll, sowie drei Verteidigern, von denen einer eine Kette schwingt und die übrigen mit beidseitig zu Schlagwerkzeugen umfunktionierten Metallstäben (im Stile der „American Gladiators“) hantieren. Als Sieger des brutalen Kräftemessens geht die Partei hervor, deren Läufer den Schädel zuerst auf dem gegnerischen Holz platzieren kann. Gespielt wird über maximal drei Runden, deren Zeit durch kleine Steine gemessen wird, die gegen eine Metallscheibe geworfen werden.

Abseits der sich im Dreck bekämpfenden Sportsmänner und -frauen existiert in einer unterirdischen Stadt eine professionelle Jugger-Liga. Der gehörte einst auch Sallow (Rutger Hauer, „Flesh and Blood“) an, der nach seiner Verbannung geschunden, auf einem Auge nahezu blind, die Provinzen abklappert. Als der Läufer seines Teams, zu dem auch Delroy Lindo („Schnappt Shorty“) und Vincent D´Onofrio („Full Metal Jacket“) zählen – verletzungsbedingt ausscheidet, springt die wendige Kidda (Joan Chen, „Wedlock“) ein. Und mit ihr kann das Ziel nur ein Match gegen die Profis sein.

Der Weg zur finalen Partie in der dunklen Stadt, bei dem die Zahl der gewonnenen Spiel-Schädel über die Annahme der prestigeträchtigen Herausforderung entscheidet, ist steinig. Die Sportskameraden sind uneins und der geächtete Sallow prinzipiell unerwünscht. Zwischen den Stopps im Ödland widmet sich David Webb Peoples, der durch sein Skript zum Klassiker „Blade Runner“ berühmt wurde, dem trostlosen Alltag der nomadierenden Mannschaft. Die Figuren bleiben wenig ausgearbeitet, was der pessimistischen Stimmung aber eher zuträgt, als dass es der recht schmalen Dramaturgie schaden würde.

Die Partien selbst sind packend und gern in Zeitlupe inszeniert. Gegner wälzen sich im Dreck, prügeln aufeinander ein, spucken Blut und setzen ihre Gesundheit für kurzzeitigen Ruhm aufs Spiel. Dagegen fällt das Zwischengeplänkel merklich ab. Zumindest, bis mit der Klassengesellschaft in der Stadt auch optisch ansprechendes Kontrastprogramm geboten wird. Das Finale, bei dem auch Karateka Richard Norton („China O´Brien“) mitmischt, folgt typischen Underdog-Klischees, feuert aber dennoch den natürlichen Zyklus dieses unwirtlichen Zukunftsentwurfs an. Im B-Sektor verdiente sich der Film denn auch zu Recht den Status eines heimlichen Klassikers.

In Deutschland erlangte das „Juggern“ im neuen Jahrtausend übrigens einige Popularität, indem sich eine entschärfte Stadtparkvariante etablierte, die sich schnell zur auch im nahen Ausland bemerkten Szene ausweitete. Von der Realität zum Film fehlt somit also nur noch die Apokalypse!

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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