Man darf ja gar nicht daran denken, was aus diesem kleinen wie unbedeutenden Gerücht hätte werden können, was vor vielen Jahren in einem Video-Magazin zu lesen war. Irgendwann einmal, da schrieb jemand über die Pläne eines Remakes von John Sturges‘ Western-Klassiker „Die glorreichen Sieben“, in dem unter anderem Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone mitwirken sollten. Dies ist zwar schon einige Jahre her, möge der liebe Herr aber dennoch seine schützende Hand über dieses Meisterwerk halten.
Einmal im Jahr kommt die Bande des mexikanischen Banditen Calvera (Eli Wallach) in ein kleines Dorf, um dort den eigenen Proviant aufzustocken. Die Dorfbewohner sind arme Bauern, die sich der unliebsamen Gäste aber ein für allemal entledigen wollen. Mitsamt allen noch vorhandenen Wertgegenständen sollen ein paar Revolverhelden für das nötige Gleichgewicht sorgen und Calvera vertreiben. In Form des erfahrenen Abenteurers Chris (Yul Brynner) finden sie einen passenden ersten Mann, der gleich noch Vin (Steve McQueen) mit ins Boot holt. Nach und nach gesellen sich mehr und mehr Männer um Chris und Vin, die aus unterschiedlichen Motiven den Job annehmen. Sei es nun Flucht vor anderen, die Flucht vor sich selbst oder die Gier nach Gold. Lediglich der junge Chico (Horst Buchholz), der nur so sein möchte wie seine sechs Mitstreiter, sticht aus der Gruppe hervor. Calvera beugt sich zunächst seinen Gegnern, stellt diesen jedoch eine Falle und lässt die Sieben ziehen. Es liegt nun an jedem einzelnen, sich auch mal für eine gute Sache einzusetzen.
Basierend auf Akira Kurosawas „Die sieben Samurai“ von 1954 drehte Regisseur John Sturges („Sinola“, „Vierzig Wagen Westwärts“) seine namhaft besetzte Western-Version des Stoffes um eine Handvoll Männer, die ein Dorf vor Plünderern beschützen. Sturges stellt jedoch nicht das klassische Spiel Gut gegen Böse in den Vordergrund, vielmehr sind seine Helden ebensolch schlechte Menschen wie ihre Gegenüber. Die einzig Guten sind letztlich die Bauern, was auch Yul Brunner in einigen Szenen herauszustellen weiß.
Es fällt schwer, einzelne Punkte dieses Meisterwerkes hervorzuheben, denn jede der 125 Minuten von „Die glorreichen Sieben“ ist etwas Besonderes. Neben dem Oscar-nominierten Score Elmer Bernsteins kommt man jedoch zwangsläufig auf die Besetzung zu sprechen, die – aus heutiger Sicht betrachtet – vielleicht zum Besten gehört, was jemals auf der Leinwand zu sehen war. Yul Brynner („Westworld“, „Die zehn Gebote“), Eli Wallach („Zwei glorreiche Halunken“, „Der Pate 3“), Steve McQueen („Getaway“, „Bullit“), James Coburn („Steiner – Das eiserne Kreuz“, „Maverick“), Robert Vaughn („Flammendes Inferno“, „Bullit“), Charles Bronson („Death Wish“, „Spiel mir das Lied vom Tod“) sowie der Deutsche Horst Buchholz („Das Leben ist schön“, „Nur drei kamen durch“) machen den Film allein zu einem unglaublichen Ereignis.
Jede einzelne Person hat seine eigenen Motive, Eigenarten und Ansichten, was von Sturges detailliert ausgearbeitet und dargestellt wird. Man hat es hier nicht mit Alibi-Charakteren zu tun, einem Schaulaufen von Superstars (manche wurden es zumindest später), sondern einer bis ins kleinste Detail erzählten Geschichte rund um vermeintliche Helden und welche, die es werden wollen. Zufrieden sind nur die wenigsten mit ihrer Position, was vor allem durch Yul Brynner und Steve McQueen verdeutlicht wird, die den jungen Horst Buchholz immer wieder bremsen müssen.
Die Action entlädt sich erst im letzten Drittel, bei dem nicht nur die Bande um Eli Wallach schwere Verluste erleidet, sondern auch die zur Hilfe gerufenen Revolverhelden. „Die glorreichen Sieben“ ist kein Abgesang auf irgendwelche Mythen, auch wenn er immer wieder kritisch Stellung zum Heldentum bezieht. Es gibt nur wenige Western, die berechtigterweise als Klassiker bezeichnet werden dürfen. „Die glorreichen Sieben“ ist definitiv einer davon. Großes Kino, bis heute unübertroffen.
Wertung: (9 / 10)