Die Geisha (USA 2005)

die-geishaWenn der Traumfabrik die Ideen ausgehen, wird schnell auf anderen Schauplätzen gewütet. Der französische Film bekommt dies durch regelmäßige Remakes zu spüren, noch intensiver und heller leuchtet allerdings derzeit das asiatische Kino über Hollywood. Wie es aussieht, wenn ein Amerikaner einen asiatischen Film dreht, beweist „Chicago“-Macher Rob Marshall mit „Die Geisha“, bei dem Marshall vielleicht optisch mit dem Kino aus Fernost mithalten kann, der Streifen aber ansonsten der brillanten Kunst aus Asien keinen Gefallen tut.

Chiyo (als Kind: Suzuka Ohgo/als Erwachsene: Zhang Ziyi) wird mit ihrer Schwester, nachdem ihre Mutter erkrankt, verkauft. Beide müssen ihr kleines japanisches Dorf Richtung Großstadt verlassen. Chiyo landet in einem Geisha-Haus, wo sie zu einer solchen ausgebildet werden soll. Nachdem sie jedoch vergeblich versucht, aus dem Haus zu fliehen, fristet sie die folgenden Jahre ihr Dasein als Dienerin der Ober-Geisha Hatsumomo (Gong Li). Nach vielen Jahren entdeckt jedoch Mameha (Michelle Yeoh) das Talent von Chiyo und will sie selbst zur erfolgreichen Geisha ausbilden, was zu einem erbitterten Konkurrenzkampf zwischen ihr und Hatsumomo führt.

Mit der Oscar-prämierten Musical-Adaption „Chicago“ landete Regisseur Rob Marshall den großen Wurf, sechs blankgeputzte Goldjungen heimste sein Kassenerfolg aus dem Jahre 2002 ein. Sein Faible für opulent ausgestattete Werke nahm Marshall gleich mit zu seinem neuen Film, was ihm hier sicherlich auch nicht angekreidet werden kann. Die prächtige Ausstattung und farbenfrohen Kostüme sind äußerst gelungen, stellen aber auf der anderen Seite auch das beinahe einzig positive an „Die Geisha“ dar . Wer sich mit dem asiatischen Film und der asiatischen Kultur ein wenig auskennt, wird die westlichen Gedanken Marshalls schnell durchschauen. Für die traditionellen Werte, Riten und Gebräuche ist hier kein Platz, so dass alles auf Hollywood-Niveau zurechtgestutzt wird. Dies fängt bei der Charakterzeichnung an und überschlägt sich in völlig überzogenen Konkurrenzspielen der Protagonisten.

Von der Ruhe und Gemächlichkeit, die die asiatische Kultur so auszeichnet, ist in „Die Geisha“ nichts zu spüren. Stattdessen könnte man es auch mit einer Soap-Opera zu tun haben, in der Neid, Habgier und Rivalität an der Tagesordnung stehen. Emotionen und Eigenschaften, die in diesem Kontext einfach völlig fehl am Platze sind. Dieses wohl größte Manko können auch die guten wie namhaften Darstellerinnen, die hier einfach ihren männlichen Pendants (u.a. Ken Watanabe, Mako) überlegen sind, nicht ausgleichen. Mit Zhang Ziyi („House of Flying Daggers“) und Michelle Yeoh („Tiger & Dragon“) hat Marshall die weibliche Garde des asiatischen Films verpflichten können, doch auch sie können die unbeholfene Darstellung ihrer Figuren nicht kaschieren. Die Harmonie zwischen den beiden stimmt, wenn auch die gemeinsamen Szenen in „Tiger & Dragon“ flüssiger und stimmiger erschienen.

„Die Geisha“ bietet anspruchsvolle Kost für die Sinne, nicht mehr und nicht weniger. Marshall schickt sein Ensemble durch knapp zwei Stunden gepflegte Langeweile, in denen einfach nichts passiert. Als optisches Kunstwerk funktioniert der Film sicherlich, inhaltlich vermag Marshall aber zu keiner Sekunde über den US-Tellerrand blicken zu können. Vielleicht hat er sich hier doch ein wenig zu viel zugemutet, denn diese Amerikanisierung fernöstlicher Kultur ist schlichtweg überflüssig. Nette Bilder alleine reichen da einfach nicht aus.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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