Die Ewoks – Karawane der Tapferen (USA 1984)

Wer glaubt, „Rogue One“ (2016) wäre der erste „Stand Alone“-Ableger aus dem „Star Wars“-Universum gewesen, irrt. Denn die Idee, das Erfolgsrezept der Kult-Sternensaga auf andere Handlungs- und Figurenebenen auszuweiten, wurde bereits Jahrzehnte vor dem Rechtekauf durch den Disney-Konzern in die Tat umgesetzt. Wenn auch nicht für die große Leinwand, sondern initial für das US-Fernsehen. In Deutschland (und anderen Ländern) wurde „Die Ewoks – Karawane der Tapferen“ dennoch im Kino gezeigt. Mit Erfolg. Schließlich boten die knuffigen Zwergbären aus „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ (1983) weit mehr familientaugliches Potential als die in Teilen düstere Originalgeschichte.

George Lucas, Schöpfer der schier religiös verehrten Sternensaga, betätigte sich als Produzent und lieferte die Story. Die lässt eine Familie auf dem von allerlei Erdengetier bevölkerten (Lamas in Space!) Waldmond Endor bruchlanden und die Eltern – verkörpert von Fionnula Flanagan („Lost“) und Guy Boyd („Flashpoint“) – nach ihren beiden Kindern fahnden. Dabei geraten sie an den haarigen Giganten Gorax, der ein bisschen wirkt wie ein Vorgriff auf den Predator ohne Maske (und Klappschlund). Der verschleppt die Gestrandeten in seine Felsfestung und lässt die im Innern des Raumschiffwracks verborgenen Sprösslinge Mace (Eric Walker) und Cindel (Drew-Barrymore-Ersatz Aubree Miller) für die neugierigen Ewoks (u. a. Tony Cox, „Bad Santa“) übrig. Die nehmen sich des störrischen Teenagers und seiner vierjährigen Schwester an und stellen gar eine Truppe heldenhafter Unterstützter zusammen, die ihnen bei der gefahrvollen Suche nach den vermissten Erzeugern beistehen.

Bis es soweit ist, lässt Regisseur John Korty („Die Geschichte der Jane Pittman“) aber bereits die erste Hälfte des Films verstreichen. Das erzählerische Problem dabei: Da sich die Ewoks kaum verständlich artikulieren, wird ein Off-Erzähler im Märchenonkel-Stil (Burl Ives, „Es kam aus der Tiefe“) erforderlich. Der steuert Kommentare und Hintergründe zu den eingangs slapstickhaften Einführungen der knopfäugigen Weltraum-Teddys bei. Deren prominentester bleibt der freche Jung-Ewok Wicket (Warwick Davis, „Willow“), der sich mit Cindel anfreundet. Bevor die Reise zu Gorax‘ Domizil losgeht, muss sie jedoch zunächst eine Krankheit auskurieren, während Bruder Mace bevorzugt den harten Mann markiert und dabei schwer auf den Wecker fällt. Am Ende, wenn der  Wagemut ein Heldenopfer gefordert hat, ist für ihn noch eine Lektion in Sachen Demut drin. Für kleinere Zuschauer mag das adäquat erscheinen, für die Großen mutet es häufig wie eine Geduldsprobe an.

Das ändert sich auch nicht, als die Geschwister einen Hinweis auf den Verbleib der Eltern finden und sich nach einem Schamanenbesuch mit klärenden Blick in einen Holzkreisel auf die Reise begeben. Zu deren Auftakt werden nützliche Artefakte gereicht, wovon zwei noch an zu rekrutierende Gefährten verteilt werden müssen. Richtig los geht es also erst, als die Truppe mit Holzfäller und Priesterin komplettiert ist. Das einfließende Maß an Magie erscheint – die kosmische Macht der Jedi hin oder her – im „Star Wars“-Kontext unpassend. Aber wenn schon Zauberutensilien ausgehändigt werden, dann müssen diese in episodischer Manier auch zum Einsatz kommen. Fantasievoll ist das allemal, in seiner Gesamtheit aber einfach zu beliebig aufbereitet. Die mit einem Emmy prämierten Tricks schließt diese grundlegende Kritik nicht ein. Sie mögen altbacken anmuten, überzeugen in weiten Teilen aber auch heute noch.

An den Stop-Motion-Effekten arbeitete Phil Tippett („Indiana Jones und der Tempel des Todes“) mit, während der junge David Fincher („Sieben“), der mit Korty auch beim raren Animationsfilm „Twice Upon a Time“ (1983) zusammengearbeitet hatte, als Matte Photographer beteiligt war. Auch Produktionsdesigner Joe Johnston, der als Regisseur später u. a. „Captain America: The First Avenger“ verantwortete, zählt zur Riege prominenter Fachkräfte am Karriereanfang. Das erste von zwei „Ewok“-Abenteuern gilt als TV-Klassiker. Diese Ansicht kann man teilen, oder eben nicht. Der märchenhaft angehauchte Streifen ist voll auf den Niedlichkeitsfaktor der etwas steif maskierten Bären zugeschnitten, bedient insgesamt aber vor allem den von Kevin Smith in „Clerks“ (1994) formulierten Vorwurf: „All [Return of the] Jedi had is a bunch of Muppets.“

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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