Bei den DORKS geht es offensichtlich gemütlich zu. Dem „Duschen auf Staatskosten“ folgt nämlich der „Urlaub in der BRD“. Doch der Schein trügt. Denn das süddeutsche Gespann um Frontfrau Lizal serviert Deutsch-Punk mit kompromissloser politischer Kante. Und stattlichem, gegenüber dem Vorgänger noch einmal erhöhtem Metal-Anteil. Zwar geht es hier und da überspitzt zu, doch wird textlich bevorzugt in den offenen Wunden der Republik gebohrt. Die wird im Titelstück zu entspannter Aloha-Melodik mit Bananen behangen, bevor wieder zünftig – und mit Augenzwinkern – der Hammer kreist.
Vom Establishment distanziert sich die Band nach dem Intro gleich mit gewohnter Wortgewalt. Dabei vermittelt „Juwelen der Gosse“ (wie später auch „Keine Tränen für den Wohlstand“) trotz plakativer Rinnsteinromantik im Kern doch ein sympathisches antimaterialistisches Weltbild. Dass die Bayern einiges zu sagen haben, beweist neben „System der Schande“ auch „Was dein Auge nicht sieht“, in dem die Gleichgültigkeit der Menschen vor den Problemen der Welt angeprangert wird. Dabei singt Lizal sogar mehr als dass sie stimmungsvoll grölt. Dass bei aller Hymnenhaftigkeit der Vocals (man beachte „Der Stoff, aus dem Alpträume sind“) aber nicht auf den Weg des geringsten Drei-Akkorde-Vollgas-Widerstands gesetzt wird, belegt beim Gros der 15 Tracks bereits die regelmäßige Überschreitung der Fünf-Minuten-Marke.
„Urlaub in der BRD“ ist eine wiederum konsequente Platte, bei der kein Blatt vor den Mund genommen wird. Das kann man stellenweise ein wenig dick aufgetragen finden (etwa bei „Freie Radikale“ und dem Bullen-Bashing „Mein Freund und Sterbehelfer“) oder einfach als unerschütterliche Linksaußen-Positionierung deuten. Kritikern und Zweiflern zeigen sie mit „Im Herzen asozial“ dabei überdeutlich, dass das Punk-Dasein für sie nur ganz oder gar nicht funktioniert. Und schon gar nicht mit Jutebeutel. Wie man die Scheibe aber auch dreht und wendet, ein überzeugendes Stück Untergrundmusik haben die DORKS zweifelsfrei geschaffen. Für dessen Abrundung sorgt, neben dem balladesken „Ich bleib heut‘ Nacht hier steh’n“, das finale „Roadcrew von den Dorks“, mit dem eine weitere eigenwillige Coverversion (diesmal trifft es RAINBOW) geschmettert wird. Da recken nicht nur Nieten-Punks die Fäuste gen Himmel.
Wertung: (7 / 10)