Die Dorks – Sind das noch wir? (2022, DIY)

Es ist kein Novum, dass Bands ausgewählte Stücke ihrer Werkschau in akustischem Gewand präsentieren. Dabei steigt der Reiz, je weiter das eigentliche Schaffen vom reduzierten Sound entfernt erscheint. DIE DORKS wählen auf ihrem programmatisch betitelten Akustik-Debüt „Sind das noch wir?“ einen anderen Weg: Drei der vier präsentierten Stücke sind extra für die quasi-experimentelle EP geschrieben worden. Lediglich der Final-Track „Dreckige Saat“ wird als Repräsentant der bandeigenen Klassikerfraktion in neuer Soundumgebung präsentiert.

Dass die Süddeutschen um Frontfrau Lizal gängigen Genreschubladen längst entwachsen sind, belegt ihr zum Metal konvertierter Deutsch-Punk seit Jahren. Als weitere Mosaiksteine dürfen auch „Nicht alles gesagt“, „Keine Angst vor der Nacht“ und „Wenn wir unsere Tränen sehen“ verstanden werden, in denen das persönliche Moment textlich stärker herausgearbeitet wird. Entsprechend melancholisch bleibt der Tenor, dessen einzige instrumentelle Stütze die Akustikgitarre bleibt. Sie bietet Lizal ausreichend Gelegenheit, auch in zarten Gefilden stimmliche Klasse zu offenbaren.

Die Gegensätzlichkeit zum sonstigen Wirken wird besonders bei „Dreckige Saat“ deutlich, dessen Text grundlegend danach verlangt, barsch herausgeplärrt zu werden. Bei allen positiven Eindrücken des Song-Quartetts muss „Sind das noch wir?“ aber auch attestiert werden, dass der Umfang nicht hätte üppiger ausfallen müssen. Denn am besten sind DIE DORKS einfach, wenn Trotz und Wut ihren Songs Vorschub geben – und das sowohl stimmlich als auch instrumental.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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