Am Anfang stehen Dokumentaraufnahmen in Wochenschaumanier. Sie werden von einer Frauenstimme im vom Krieg zerrissenen Europa des Jahres 1944 verortet. Im Juni hatten die alliierten Streitkräfte den Sturm auf Hitlers Reich begonnen und mit der erfolgreichen Landung in der Normandie den Grundstein für die Befreiung gelegt. Kaum zwei Monate später waren die Nazis aus Paris vertrieben. Doch der Vorstoß der Alliierten kam durch Versorgungsprobleme ins Stocken. Hinzu kam die Rivalität zwischen den Heerführern Patton und Montgomery, die einen regelrechten Wettlauf um den Einmarsch nach Berlin starteten.
Montgomery entwickelte einen Plan zum schnellen Vorstoß ins Ruhrgebiet. Die Operation „Market Garden“ sah vor, 35.000 Soldaten in drei Verbänden hinter den Deutschen Linien in den Niederlanden abzusetzen, wo diese strategisch wichtige Brücken für die nachrückenden Truppen halten sollten. Mit der Unterstützung Eisenhowers wurde der Einsatz beschlossen und vorbereitet. Die noch immer im Off erläuternde Frauenstimme beschließt die Einleitung mit den Worten: „The plan, like so many plans in so many wars before, was meant to end the fighting by Christmas… and bring the boys back home.“ Der Rest ist Geschichte.
„Die Brücke von Arnheim“ ist einer der letzten großen Klassiker des Kriegsfilms. Für die auf Cornelius Ryans („Der längste Tag“) gleichnamigem Buch basierende Chronik des Scheiterns konnten Produzent Joseph E. Levine („Nevada Smith“) und Regisseur Richard Attenborough („Gandhi“) eine Vielzahl berühmter Schauspieler gewinnen, die ihre guten Namen jedoch nicht für ein patriotisches Spektakel amerikanischer Bauart hergaben. Ungewöhnlich ist Attenboroughs Herangehensweise, die die Gräuel der Gefechte zwar nicht ausspart, sie im Geiste einschlägiger Anti-Kriegsfilme aber auch nicht sonderlich aufrüttelnd hervorhebt.
Stattdessen geht er hart mit den Befehlshabern beider Seiten ins Gericht und führt die verlustreiche Operation auf die grassierende Arroganz und Ignoranz an der Spitze zurück. General Browning (Peter Bogarde, „Tod in Venedig“) unterschätzt die Lage, ignoriert Warnungen und lässt die vom Schotten Urquhart (Ur-Bond Sean Connery) zur Sicherung der Brücke von Arnheim befehligten Truppen acht Meilen vom Zielort entfernt landen. Die Rheinüberquerung liegt aus alliierter Sicht 64 Meilen hinter der Frontlinie und soll maximal drei Tage verteidigt werden. So viel Zeit ist für den Vormarsch der vom englischen Offizier Vandeleur (Michael Caine, „Zulu“) angeführten Bodentruppen vorgesehen.
Der Originaltitel „A Bridge too Far“ (Eine Brücke zu weit) deutet den sarkastischen Biss an, mit dem Attenborough das bittere scheitern der Mission untermalt. Dabei agiert der deutsche General Model (Walter Kohut, „Der Fußgänger“) auch nicht besonnener als die Offiziere des Feindes. Bei der Benachrichtigung, es seien Fallschirmspringer in seinem Einzugsgebiet gelandet, vermutet er einen Entführungsplan gegen sich. Auch die von den Truppenführern Bittrich (Maximilian Schell, „Steiner – Das Eiserne Kreuz“) und Ludwig (Hardy Krüger, „Hatari“) geforderte Sprengung der Brücken verbittet er sich vehement.
Durchaus ironisch spielt der mit gewaltigem Produktionsaufwand realisierte Film mit Nationenklischees und zeigt die Deutschen als pflichtbewusst und steif, die Amerikaner als draufgängerisch und die Briten als leicht versnobt. Die holländische Zivilbevölkerung empfängt die Alliierten als Befreier mit Jubelstürmen und Fahnenmeeren. Mit bitterer Konsequenz zeigt Attenborough die Zerstörungswut der Kriegsmaschine, die kein Leben schont und keinen Stein auf dem anderen lässt. Ohne Verklärung stellt der Regisseur die feindlichen Parteien gegenüber und dämonisiert auch nicht die eher als Randfiguren erscheinenden Deutschen.
Vor allem die mehrsprachige Originalfassung stützt die nüchterne Betrachtungsweise, die durch die fast verschwenderische Starbesetzung umso überraschender erscheint. Neben den bereits erwähnten Akteuren wirken auch James Caan („Der Pate“), Robert Redford („Der Clou“), Gene Hackman („French Connection“), Edward Fox („Die Duellisten“), Elliott Gould („M*A*S*H“), Laurence Olivier („Spartacus“), Anthony Hopkins („Der Elefantenmensch“) und Ryan O’Neal („Barry Lyndon“) mit.
„Die Brücke von Arnheim“ ist eine bildgewaltige und in ihrer überlangen Darstellung erstaunlich nüchterne Schilderung eines gescheiterten Vorstoßes. Der pompöse Orchesterscore John Addisons (Oscar-prämiert für „Tom Jones“) mag ein wenig aufdringlich erscheinen. Aber wo Wagemut nicht Heldenhaftigkeit, sondern zumeist situativer Verzweiflung geschuldet bleibt, kann auch er den Grundton nicht pathetisch verwässern.
Wertung: (8,5 / 10)