Das ungewöhnlichste Ermittler-Duo der skandinavischen Krimi-Landschaft ist zurück. Nach dem Erfolg der schwedisch-dänisch-deutschen Koproduktion „Die Brücke – Transit in den Tod“ war eine Fortsetzung nur eine Frage der Zeit. An Potenzial mangelte es angesichts des hochdramatischen Finals der Auftaktstaffel nicht. Dessen Auswirkungen beschäftigen die Protagonisten auch rund ein Jahr später. Vor allem der dänische Polizist Martin Rohde (Kim Bodnia, „Pusher“) ist, bedingt durch den Tod seines ältesten Sohnes, ein Wrack. Er lebt von Frau Mette (Puk Scharbau) und den übrigen Kindern getrennt und haust in einem Hotelzimmer. Überall sieht er Jens (Lars Simonsen), den inhaftierten Mörder seines Filius.
Besser als jede Therapiemaßnahme wirkt sich die neuerlich aufkommende Kooperation mit der schwedischen Kollegin Sorga Norén (Sofia Helin, „Arn – Der Kreuzirtter“) aus. Die hat das Asperger-Syndrom und ist (noch immer) zu kaum einer empathischen Regung fähig, wohnt mittlerweile aber mit einem Mann zusammen. Dass dies Beziehungsexperiment an ihrer roboterhaften sozialen Unzulänglichkeit scheitert, bleibt früh erahnbar. Überhaupt rücken die privaten Belange der grundverschiedenen Polizisten bisweilen in den Vordergrund. Schaden nimmt der wiederum spannende Krimi-Plot darüber nicht. Im Gegenteil, erweist sich dieser doch als derart komplex – wenn auch nach hinten raus arg überkonstruiert –, dass eine gewisse menschliche Erdung durchaus willkommen erscheint.
Alles beginnt mit einem Frachtschiff, das führerlos auf die titelgebende Öresund-Brücke zusteuert und dort auf Grund läuft. Im Innern finden sich angekettet fünf jugendliche Dänen, die, wie sich im Krankenhaus bald zeigt, mit Pestbakterien infiziert wurden. Hinter der Tat steckt ein Gruppe Öko-Terroristen, die bald darauf mit einem explodierenden Tanklaster von sich reden und auf diverse Umwelt-Missstände aufmerksam macht. Übers Internet verbreitete Bekennervideos, bei denen die vier Täterinnen und Täter Tiermasken tragen, belassen die Ermittler vorerst im Dunkeln. Eine Spur führt zu Pharmakonzern Medisonus, aus dessen Fundus der Erreger entwendet wurde.
Den Plot in seiner Detailfülle zu erläutern, würde zu viele Erzählstränge vorwegnehmen. Denn was die Macher über die fünf rund zweistündigen Episoden präsentieren, ist eine üppig verzweigte Figurenfülle. Selbst Randcharaktere werden ausführlich vorgestellt, was nicht immer zweckmäßig erscheint, immerhin aber in ein umfassendes erzählerisches Geflecht resultiert. Spuren und Fährten wechseln häufig und der Fokus wird von der anfangs autonom wirkenden Terrorzelle bald ausgeweitet. Dass der früh angekündigte EU-Klimagipfel dabei eine entscheidende Rolle spielt, ist absehbar. Ins Zentrum der Ermittlungen rückt schließlich Medisonus und mit dem Unternehmen sind es die todkranke Konzernchefin Viktoria Nordengren (Tova Magnusson-Norling) und ihr Bruder Oliver (Sven Ahlström).
Es ist zweifelsfrei einiges los im dänisch-schwedischen Grenzgebiet. Gefährliche Krankheitserreger, Explosionen, (überraschend) viele Tote – manche davon in Säurefässern aufgelöst – und verwerfliche Medikamententests. Dazu gibt es ein Ermittler-Team, das unnötigerweise erweitert wird, um in Martin neuerlich außereheliche Begehrlichkeiten zu wecken und Sorgas mangelndes Feingefühl im Umgang mit anderen Menschen zu unterstreichen. Obwohl der ausufernde Plot viel zu aufgeblasen wirkt, packt „Die Brücke“ auch im zweiten Anlauf. Das liegt an den Akteuren, die der zunehmenden Unglaubwürdigkeit mit guten Leistungen trotzen, sowie der am Ende in manch bitterer Wendung aufgelösten Emotionalität. Für Martin und Sorga hält das dramatische und offene Finale jedenfalls mehr als nur eine Hintertür für eine weitere Staffel offen. Wir sind ungeachtet jeder Flachheit gespannt.
Wertung: (7 / 10)