Richard Linklater hat es geschafft. Mit Kleinkunst im Spartenkino erlangte der Independent-Regisseur Bekanntheit und portraitierte die Generation X in Filmen wie „Slacker“, „Dazed and Confused“ und „Suburbia“. Einem breiteren Publikum öffnete er sich mit der intelligent geschwätzigen Romanze „Before Sunrise“ und deren später Fortsetzung „Before Sunset“. Den kommerziellen Durchbruch bescherte ihm die Kids-Komödie „School of Rock“. Mit dieser scheint Linklater Gefallen an Hollywoods Konventionen gefunden zu haben, richtet sich doch auch sein Remake des Walter Matthau-Klassikers „Die Bären sind los“ an ein Massenpublikum – vorzugsweise jüngeren Semesters.
Darin ist es an Billy Bob Thornton, eine Bande rotzfrecher Außenseiter in ein Top-Team der Kinderbaseballliga zu verwandeln. Mehr als das Repertoire seines „Bad Santa“, dessen Autoren auch diesen Stoff zu Papier brachten, muss er dafür nicht abrufen. Auch sein Morris Buttermaker ist ein notorischer Verlierer, ein Zyniker im Dauerdelirium, dem aufgrund eines Minuteneinsatzes im Profisport zumindest die Herzen der Frauen zufliegen. Des Geldes wegen erklärt sich der Kotzbrocken bereit, die illustre Truppe aus Duckmäusern, Einwandererkindern, dem vorlauten Fettsack und einem Behinderten zu trainieren. Mit der neu erwachten Beziehung zu seiner Tochter und ihrer Mitwirkung stellt sich auch der sportliche Erfolg ein. Bald spielen die Bears um den Titel mit.
Nach teils urkomischem Auftakt stellt sich bald Routine ein. Wenn Billy Bob Thornton als Prolet im Selbsthass die Schutzbefohlenen drangsaliert, mit Bällen bewirft oder seine Arbeit als Kammerjäger ausführen lässt, ist das eine Zeit lang witzig, verliert sich aber zusehends in Wiederholungen. Nach der ersten Hälfte, wenn der Sportfilm die Oberhand über die Komödie gewonnen hat, ruft die bekannte Wandlung vom Loser- zum Winnerteam gängige Genre-Schemata ab. Mit dem Unterschied, dass die unabdingbare emotionale Komponente in diesem Falle unentschlossen zwischen kindgerechter Moral und ungebeugter Anarchie tendiert.
Ironische Seitenhiebe auf zwanghaftes Erfolgsstreben schleichen sich nur am Rande in die amüsante wie gewöhnliche Geschichte ein. Ärgster Gegner der Bears ist das Team des arroganten Roy Bullock (Greg Kinnear, „Besser geht’s nicht“), der aber kaum mehr füllt als den Part des obligaten Unsympathen. Zwar ist „Die Bären sind los“ auf adultem Sektor mit Kinnear und Marcia Gay Harden („Mystic River“) hochkarätig besetzt, duldet im Grunde aber keinen Darsteller neben Billy Bob Thornton. So hält spätestens am Ende, wenn der Teamgeist zumindest den moralischen Sieg errungen hat, auch die Gewissheit Einzug, dass ein großspurig grantelnder Hauptdarsteller allein noch keinen guten Film ausmacht.
Wertung: (6 / 10)