Die Ärzte – Devil (2005, Columbia)

Auch solche Geschichten schreibt das Leben: Als kleine Keller-Kapelle in den frühen 80ern in Berlin gegründet, etablierte sich das Trio DIE ÄRZTE in den folgenden zwei Dekaden zu einer der erfolgreichsten Bands unseres Landes. Respekt und Dank, vor allem für so viel amüsanten Schwachsinn, mit dem DIE ÄRZTE auch nach zwanzig Jahren und kindlicher Freude immer noch ihre Fans zu unterhalten wissen.

Dass zu Beginn ihrer Karriere aber nicht alles rosarot war, dürfte hinlänglich bekannt sein, die deutschen Sittenwächter machten auch an der damals noch nicht „besten Band der Welt“ halt und indizierten ihr Debütalbum „Debil“. Da allerdings auch – oder besser selbst – die Bundesprüfstelle von ihren antiquierten Moralvorstellungen zumindest teilweise abweicht, werden immer mehr Veröffentlichungen damals indizierter und ab 18 freigegebener Filme neu bewertet und sind nun problemlos ungeschnitten zu haben. Auch das Debüt der ÄRZTE steht nicht mehr auf dem Index, Zeit also, dieses epochale Meisterwerk neu zu veröffentlichen.

Aus „Debil“ wurde passenderweise „Devil“. Der Inhalt ist weitgehend derselbe, jedoch zeitgemäß erweitert um einige Kunstwerke vergangener Tage. Wer ist nicht mit ihnen aufgewachsen, wem haben Stücke vom Kaliber „Claudia hat ´nen Schäferhund“, „Scheißtyp“ oder „Paul“ nicht die Jugend versüßt? Die Anzahl derer dürfte klein sein und hier bekommt man sie noch einmal alle. „Zu spät“, einer der ÄRZTE-Klassiker schlechthin, kommt in den mittlerweile gewohnten Live-Versionen sicherlich besser als hier, gleiches gilt auch ein wenig für „Teenager Liebe“. Doch ist dies einfach der Anfang, bevor das andere möglich wurde.

Im Bonusbereich gibt es einen weiteren All-Time-Favourite, nämlich „Grace Kelly“, zudem u. a. noch „Claudia“ in einer raren Tapesampler-Version sowie den unveröffentlichten Beitrag „Füße vom Tisch“, der allerdings auch berechtigterweise bislang nicht zugänglich gemacht wurde. Videos gibt es auch noch, von „Teddybär“, bei dem diverses Filmmaterial der Band aus ganz frühen Zeiten gezeigt wird, und das lange Zeit kontroverse „Schlaflied“, welches im Rahmen ihres Unplugged-Gigs von 2002 entstanden ist. Ganz groß!

„Devil“ ist über jeden Zweifel erhaben, zu viele schöne Erinnerungen hängen an diesem Album oder einzelnen Songs. Heutzutage wirken die Stücke musikalisch sicherlich „veraltet“, doch merkt man zu jeder Sekunde die Spontaneität, mit der dieses Album entstanden ist. Vielen Dank für diese Neuauflage!

Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

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