Detlef – Kaltakquise (2018, Bakraufarfita Records)

Gibt es ein Leben nach SUPERNICHTS? Irgendwie schon. Denn es muss ja weitergehen. Man kennt solche Floskeln. Trotzdem ist die Lücke, die das sagenhafte Kölner Deutsch-Punk-Kollektiv mit seiner 2017 vollzogenen (Quasi-)Auflösung gerissen hat, exorbitant groß. Peter Altmaier würde locker darin Platz finden. Oder das Ego von Til Schweiger. Doch es gibt Linderung: DETLEF (oder auch DETLEF.) helfen mit vergleichbarer Brillanz, den Phantomschmerz zu überwinden.

Zwei Drittel des Trios, genauer Gitarrist Frank und der auch bei KNOCHENFABRIK aktive Drummer Achim, sind der Asche von SUPERNICHTS entstiegen. Mit dem von INCOMING LEERGUT entliehenen Basser Dave spielten sie im vergangenen Jahr „Kaltakquise“ ein, eine nonchalante Kakophonie in 19 (!) Akten, bei der kein Stein auf dem anderen und keine Hose trocken bleibt. Dem Bandtitel entsprechend tragen die Musiker den Namen Detlef. Das allerdings dient nur scheinbar der Überwindung des Individuums. Denn am Mikro tätig sind alle drei, mal (t)rotziger, mal nachdenklicher.

Doch warum DETLEF? Schließlich könnte das Trio auch „Dieter heißen“. Oder Ingo Dubinski. Aber das wäre wohl zu nahe an SUPERNICHTS. Der Geist der Vorgängerband scheint ohnehin allgegenwärtig. Nur ist das in diesem Falle kein Fluch, sondern ausschließlich Segen. So richtig reintanken muss man sich in „Kaltakquise“ daher nicht. Der Mix aus flott nach vorn getriebenem, mit allerlei Melodien verziertem Punk und mehrstimmig intonierten Texten von der Sonnenseite ätzender Alltagsbetrachtung schwenkt vom Fleck weg auf bekanntes Terrain – bierseliges Grinsen inklusive.

Die Hit-Fabrik läuft mit „Just Like Donnerstag“, „13 Tonnen Dreck“ und „Männer die gern tanzen“ ab Start wie ein Uhrwerk. Hier bissig, dort prollig, zwischendurch mit politischen Spitzen. Höhepunkte herauszustellen, erscheint angesichts der konstant dargereichten Qualitäten schwer. Dennoch zünden manche Songs früher als andere. „Was Glück ist“ etwa. Oder „Eine Stadt ist satt“. Oder „Ich hab mein Leben optimiert“. Oder „Altbau“. Oder „Scheiße, ich muss pissen“. Machen wir es also kurz: DETLEF liefern den perfekten Soundtrack für die Absurdität des Alltags – und zugleich einen Hochgenuss für verirrte Geschmacksrezeptoren. Es gibt also Hoffnung für das Leben nach SUPERNICHTS!

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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