„Worst Case“-Szenario für einen Horrorfilm-Abend, auf den man sich den ganzen Tag gefreut hat? Man greift bei der Wahl des Streifens komplett in die Tonne. Dabei stelle man sich folgendes Szenario vor: Binnen eines Jahres erscheinen gleich zwei Werke, die sich in ihrer (auf dem Cover beschriebenen) Beschaffung ziemlich ähnlich sind und die sich gar noch denselben Titel teilen. Nein, die Rede ist nicht von Spielbergs „Lincoln“ und Bekmambetovs „Abraham Lincoln: Vampire Hunter“. Denn dabei dürfte niemanden entgangen sein, dass der Erstgenannte auf den Vornamen verzichtet.
Um Joseph Khans „Detention“, der hierzulande auf dem allseits beliebten Fantasy Film Fest zu bestaunen war und welcher beim Publikum gut ankam, geht es hier leider nicht. Dass James D.R. Hickox, das Mastermind hinter dem ein Jahr zuvor entstandenem „Detention“, einen (hust!hust!) arg bescheideneren Beitrag abliefern würde, dürfte niemanden, der seinen bisherigen Werdegang als Regiestuhlbesetzer kennt, verwundern: „Sabretooth“ und „Blood Surf“ sprechen da Bände. Vom großen Bruder Anthony Hickox („Waxwork“, „Warlock: The Armageddon“) scheint er leider nichts gelernt zu haben.
Das kompensierende Etwas, welches hier als Geschichte fungieren soll, kennt man nicht nur zu genüge von gefühlten 2.712.207 anderen Beiträgen dieser Art und derer wohl auch ebenso viele bessere Ausführungen. Im Prolog werden wir zu Zeugen des grausamen Todes Gabriels (Gregory Mikurak), der Opfer eines schiefgelaufenen Streichs anno 1976 wird. Nachdem man(n) ihn im Keller in einen Ofen eingesperrt hat, schlägt in selbigen just in diesem Moment der Blitz ein, der den armen Jungen in Brand setzt und qualvoll verenden lässt. So weit, so bescheuert. Einen Sprung in die Gegenwart später beginnt das Schaulaufen der High-Schools-Stereotypen.
Da ist der lustige Kiffer, der träumt ein jamaikanischer Ninja zu sein (hört sich lustiger an, als es tatsächlich ist), die nerdige Gothic-Schickse mit ausgeprägtem Hang zum Morbiden, die Upper-Class Bitch samt Trottel-Boyfriend sowie der aufmüpfige afroamerikanische Quoten-Gangster. Und alle werden sie natürlich zum gemeinsamen Nachsitzen verdonnert. Zu dieser schicksalhaften Stunde erwacht auch der rachsüchtige Geist Gabriels, der, na ja, nach Rache dürstet. Was sonst? Trifft sich gut, dass, welch´ Paradoxon, alle eingesperrten jugendlichen Delinquenten direkte Nachkommen seiner Peiniger von einst sind, die sich darüber hinaus auch nicht aus der Schule wagen, da es draußen stürmt, als stünde die nächste Sintflut in den Startlöchern. Ach ja, David „Kill Bill“ Carradine schaut auch kurz vorbei.
Aus dem abgeschlossenen Nachsitzraum findet man dank Geheimgang (!) schnell einen Fluchtweg, doch die aufgebrachten Juvenilen tun beim verlassen des Tunnels, welcher in den Flur führt, das einzig vernünftige – sie trennen sich. So landen etwa der Gangstaboy und das reiche Girlie gemeinsam auf der Theaterbühne, um anschließend dort kostümiert gar ein spaßiges Fechtduell auszutragen. Und eine Nummer zu schieben! Sonderbare Situationen erfordern eben sonderbares Handeln. Der Rest ist ebenso komplett für’n Arsch. Die sich am Schauspiel versuchenden jungen Menschen vor der Kamera scheitern ebenso kläglich, wie die Crew dahinter.
Nicht selten erwischt man sich als Zuschauer dabei, das Treiben auf dem Bildschirm in die Kategorie des Amateurfilms einzuordnen. Besonders dann, wenn die Atari 2600-Effekte wieder aufkeimen. Mittelmaß geht anders. Laut Credits ist der Film dem verstorbenen Altstar David Carradine gewidmet. Ein wahrhaft unwürdiger Abgang, selbst wenn Carradines letzter Auftritt in „Stretch“ erfolgte und nicht wie hier behauptet in „Detention“. Was das Thema Nachsitzen in Filmen betrifft, so bleibt John Hughes „Der Frühstücksclub“ aus dem Jahre 1985 unerreicht. Vor einem gewissen „Detention of the Dead“ (2012) sollte man sich allerdings genauso in Acht nehmen, wie vor diesem Schrott hier. Da ist jede Stunde Nachsitzen deutlich spannender.
Wertung: (2 / 10)