Die Legende möchte es so: Regie-Novize Robert Rodriguez hatte ganze 7.000 Dollar für sein Debüt „El Mariachi“ zur Verfügung. Also wurde alles selber gemacht. Der Film wurde ein stattlicher Erfolg, 1995 hatte Rodriguez für eine Art Remake gleich das Hundertfache zur Verfügung. Zudem mit dem schnittigen Antonio Banderas („Die Maske des Zorro“) und der sexy Salma Hayek zwei damals noch unverbrauchte Gesichter mit an Bord. Alles Weitere ist bekannt, sein nächster Film war bereits „From Dusk Till Dawn“.
Der schwarzgekleidete Mariachi (Antonio Banderas) bringt mit seinem Gitarrenkoffer gleich den Sensenmann mit in das kleine mexikanische Städtchen. Dort vermutet er Bucho (Joaquim de Almeida), mit dem er noch eine Rechnung zu begleichen hat. Auf seinem Rachefeldzug kommt er seinem Ziel mit jeder Leiche näher, zudem verliebt er sich in die hiesige Bibliothekarin Carolina (Salma Hayek), die zwangsläufig zwischen die Fronten gerät.
Für Robert Rodriguez fängt Filmemachen nicht auf dem Regiestuhl an und hört dort auch nicht auf. Der Mann ist ein Arbeitstier, möchte möglichst alles selbst machen. So zeichnet er sich auch bei seinem ersten größeren Film für Regie, Drehbuch, Produktion und Musik verantwortlich. Dass er im Grunde eine schon vor Jahren aufgetischte Geschichte nochmals erzählt, stört zu keiner Sekunde. Die Handlung dient allerdings ohnehin mehr als reine Staffage für ausufernde und stellenweise absurd inszenierte Schusswechsel.
In diesen brilliert Antonio Banderas als einsamer Rächer. Mit einem Gitarrenkoffer bewaffnet, schießt er sich in unterhaltsamen anderthalb Stunden durch die mexikanische Provinz. Logik zählt dabei nicht, was Rodriguez zur Genüge beweist. Sein Film soll unterhalten und inmitten perfekt choreographierter Schießereien fällt dies nicht schwer. Die comicartigen Gewaltausbrüche untermauern die bewusst fehlende Ernsthaftigkeit zu jeder Zeit. Die Protagonisten kommen im Kugelhagel möglichst spektakulär unter die Räder. In bester John Woo-Manier wird im Idealfall beidhändig geschossen und gestorben. Dabei beweist Rodriguez mehrfach sein Faible für skurrile Einfälle und wahnwitzige Ideen, was schließlich in „From Dusk Till Dawn“ seinen vorläufigen Höhepunkt fand.
Neben Banderas mimt Salma Hayek den weiblichen Blickfang mit laszivem Charme. Als personifizierte Ausgeburt von erotischem Verständnis gelingt ihr das hier noch besser als später mit ihrem legendären Schlangentanz in besagtem „From Dusk Till Dawn“. Die Nebenrollen sind mit Steve Buscemi („Fargo“), Danny Trejo („Con Air“) und Cheech Marin („Cheech & Chong“) äußerst gut besetzt, darüber hinaus ist Quentin Tarantino („Pulp Fiction“) in einem denkwürdigen Kurzauftritt zu sehen.
Die Art der Inszenierung war vor etwa zwölf Jahren noch etwas ungewohnt, derartig amüsant wurde in Hollywood damals noch nicht an jeder Straßenecke gestorben. Insofern gilt Rodriguez‘ Werk schon als eine Art Vorreiter für das, was später in vielen anderen Filmen mühselig kopiert wurde. Das hohe Tempo kann er zwar zwischendurch nicht immer halten, dennoch nimmt „Desperado“ zeitig wieder Fahrt auf. Ob nun Kult oder nicht, sei dahingestellt, die riesige Fangemeinde kommt auf jeden Fall nicht von ungefähr.
Wertung: (8 / 10)