Der Werwolf von London (USA 1935)

werwolf-von-londonNachdem die Universal Studios mit „Dracula“ und „Frankenstein“ zwei unsterbliche Grusel-Klassiker geschaffen hatten, wurde mit „Der Wolfsmensch“ eine weitere tragische Gallionsfigur des Genres etabliert. Eine Neuerung war der Werwolf 1941 jedoch nicht. Bereits 1925 entstand mit „Wolf Blood“ ein früher Vorläufer des Lykanthropen-Themas, dem Stuart Walker zehn Jahre später „Der Werwolf von London“ folgen ließ. Auch bei Letztgenanntem war Universal federführend. Zum referenziellen Genre-Wegweiser reichte es in diesem Fall jedoch nicht.

Das liegt, neben den allzu theatralischen Schauspielern, vor allem an der Darstellung des Monsters. Der Werwolf wirkt in seiner Aufmachung mit Unterbiss und Rockabilly-Haarteil mehr lachhaft denn furchteinflößend. Um potentiellen Ärger mit der Zensur zu vermeiden, wurde auf Ganzkörperfell, mehr noch eine allzu animalische Maske des frühen Wolfsmenschen verzichtet. Kreiert wurde das Make Up von Jack P. Pierce, der an alle klassischen Universal-Monster Hand angelegt hatte und dessen gewagtere ursprünglichen Entwurfe erst sechs Jahre später bei „Der Wolfsmensch“ realisiert werden konnten.

Zur Bestie wird hier Botaniker Wilfred Glendon (Henry Hull, „Rache für Jesse James“), der dem Zuschauer wenig Sympathie und noch weniger Empathie abringt. Er ist ein arbeitsbesessener Gelehrter, der die einst lebenslustige Gattin Lisa (Valerie Hobson) für seine Forschung sträflich vernachlässigt. Bei einer Expedition ins ferne Tibet wird er in einem abgelegenen, von den Einheimischen als verflucht verrufenen Tal, von einem Werwolf gebissen. Grund der Reise ist eine rare, bei Mondschein blühende Pflanze, die nur in dieser Region zu finden ist.

Zurück in der Heimat versucht der zunehmend gereizte Wilfred seine Wolfswerdung vor Lisa zu verbergen, was diese in die mitfühlenden Arme ihres früheren Geliebten Paul (Lester Matthews) treibt. Von Dr. Yogami (Warner Oland, „Der Jazzsänger“), der erstaunlich viel vom Werwolf-Dasein zu wissen scheint, erfährt er, dass nur ein Extrakt jener aus Tibet eingeführten Pflanze die Verwandlung aufhalten kann. Der Ausgang ist absehbar tragisch, der Weg dorthin von steifem Spiel, überflüssigen humoristischen Anflügen und atmosphärisch moderaten Gruselszenen gesäumt. Mehr „Dr. Jeckyll“ als „Der Wolfsmensch“ – und letztlich kaum mehr als ein Genre-Staubfänger im Schatten des späteren Klassikers.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

scroll to top