Einer geht noch. Das muss sich Regisseur Joseph Sargent („Goldengirl“) gedacht haben, als er nach dem schon miserablen „Der weiße Hai 3“ bereit war, einen vierten Teil der Serie zu inszenieren. Diese letzten knapp 90 Minuten der Fischserie warten noch mal mit allem auf, was schon Teil drei so beschissen machte: ein abstruses Drehbuch mit überwiegend haarsträubenden Darstellen versehen und einem nicht annähernd so geschmeidig daherkommenden Fisch wie noch in der heiligen Kuh „Der weiße Hai“, die hier zum bislang letzten Mal (offiziell!) gemolken wurde.
Wahrscheinlich war die Familie Brody in einem früheren Leben Fischer. Anders ist der blanke Hass, den jeder große weiße Hai in ihrer Gegenwart verspürt, nicht mehr zu erklären. Nachdem der ehemalige Polizeichef von Amity, Martin Brody, friedlich das Zeitliche gesegnet hat, arbeitet sein jüngster Sohn Sean (Mitchell Anderson, „The Last Place on Earth“) mittlerweile bei der örtlichen Polizei. Doch eines Nachts, mitten im Winter passiert es. Als er einen Balken von einer Boje entfernen will, wird er von einem großen Hai grausam getötet.
Danach verschwindet der Fisch auf nimmer wiedersehen. Seine Mutter Ellen (Lorraine Gary, „1941“) besucht daraufhin ihren älteren Sohn Michael (Lance Guest, „Plan B“), der auf den Bahamas als Meeresbiologe arbeitet. Die Sorgen seiner Mutter ob seines feuchten Jobs kann der junge Familienvater allerdings zerstreuen. Im warmen Wasser der Karibik fühlen sich weiße Haie nicht wohl. Doch der Hass des Fisches scheint stärker zu sein. Jedenfalls sieht sich Michael mit seinem Kollegen Jake (Mario Van Peebles, „Highlander 3“) bald einem hungrigen Fisch gegenüber, der nicht nur spielen will.
Ja, ziemlich genau so dämlich wie sich das liest, ist der Film auch. Zwar hat man aus dem weit unter dem Meeresspiegel rangierenden Vorgänger gelernt, auf das halbfertige 3D verzichtet und dafür die Familie Brody wieder mehr ins Zentrum gerückt, doch den Film einfach nicht zu drehen wäre vielleicht die bessere Alternative gewesen. „Der weiße Hai 4“ ist allerdings in einer Hinsicht äußerst aufschlussreich: Was Darsteller alles für Geld tun. Man könnte beinahe vom Glauben an die Charakterdarsteller da draußen abfallen, wenn man einen fröhlichen Michael Caine als altersgeilen Piloten im dritten Frühling sieht, der sich erstmal an Lorraine Gary ranschmeißt.
Caine spielt dabei so gutgelaunt und so unglaublich deplaziert, dass das die eigentlich sehr langen 90 Minuten deutlich verkürzt. Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass „Der weiße Hai 3“ doch noch schlechter war, was den finalen Part noch lange nicht sehenswert oder überhaupt in die Nähe des ersten Teils bringt. Die Art und Weise, wie hier das Erbe des großen Vorgängers verschleudert wird, ist eigentlich nur noch obszön. Als Moral von der Geschichte bleibt eigentlich nur Michael J. Fox in „Zurück in die Zukunft 2“ angesichts der „Jaws 19“-Werbung zu zitieren: „The shark still looks fake“ – und die Darsteller übrigens auch.
Wertung: (4 / 10)