Raubkopierer sind Verbrecher. So ist es, so war es. Ende der siebziger Jahre eröffnete in Amerika die erste Videothek. Fortan hatte es das Kino schwer. In Europa kam diese Neuerung der Unterhaltungsindustrie erst später an. Bis es soweit war, sorgte manch cleverer Kopf auf seine Art für Abhilfe. Wie der junge Chaot Lee Carter (Will Pouter), der im England der frühen achtziger Jahre eine Vorführung des ersten „Rambo“-Streifens „First Blood“ mit der Videokamera seines Bruders aufzeichnet. Außerhalb des Lichtspielhauses preisen derweil Mitglieder einer gestrengen Glaubensgemeinschaft den Herrn.
Widerwillig die dünne Stimme leiht ihnen Will Proudfoot (Bill Milner), ein Junge in Lees Alter, dem es aus religiösen Gründen verboten ist Fernsehen, geschweige denn Filme zu schauen. Im Unterricht muss er das Klassenzimmer verlassen, sobald der Lehrer zum audiovisuellen Lernstoff greift. Auf dem Gang lernt der eifrige Zeichner eines Tages den notorischen Unruhestifter kennen und wird durch ihn in die mysteriöse Welt des Kriegsveteranen John Rambo eingeführt. Ein wahrhaft prägendes Erlebnis. Für einen Nachwuchsfilmwettbewerb der BBC dreht Lee seine eigene Version des Action-Krachers. Und Will beruft er als Stuntman.
„Der Sohn von Rambow“, geschrieben und inszeniert von „Per Anhalter durch die Galaxis“-Regisseur Garth Jennings, ist eine tragikomische Posse über Freundschaft und das harte Los des Heranwachsens. Die behutsame Darstellung beseitigt im Zusammenspiel mit typisch britischem Humor schnell alle Zweifel, Jennings könnte zu sehr auf Albernheit oder anrührenden Jugendkitsch setzen. Die herzliche Komödie wahrt stets die Balance und nimmt die Figuren und ihre Probleme ernst. Beide Jungs fühlen sich ausgeschlossen, wenn auch aus verschiedenen Gründen. Das gemeinsame Projekt, zu dem bald auch der gelangweilte Paradiesvogel Didier (Jules Sitruk), ein französischer Austauschschüler, hinzustößt, schweißt sie zusammen.
Lee, von seinen Eltern verlassen und so beharrlich wie erfolglos den großen Bruder verehrend, Halbwaise Will, von der Mutter (Jessica Stevenson, „Spaced“) und dem Regelwerk der sektenähnlichen Gemeinschaft in der kindlichen Entfaltung geradezu gehindert. Konfliktpotential tritt reichlich zutage, dabei aber nie der bloßen Dramatisierung willen. Befriedigend aufgelöst jedoch werden sie nicht, was dies sehr unterhaltsame Feelgood Movie ein Stück hinter seinen Möglichkeiten zurücklässt. Jennings Film jedoch steckt voller bittersüßer Momente – und trifft damit genau den Tenor, den Kindheitserinnerungen so gern begleiten.
Wertung: (7 / 10)