Der Schatzplanet (USA 2002)

der-schatzplanetDer Name Disney bürgt trotz einsackender Umsatzzahlen und mitunter schwächelnder Ausbeute bei der Realisierung neuer Projekte noch immer für qualitative Familienunterhaltung. Doch schläft die Konkurrenz gerade im Zeitalter der stetig nach vorn gepeitschten Computertechnologie nicht, die dem einst unantastbaren Marktführer gegenüber der Konkurrenz (u.a. „Shrek“, „Ice Age“)  gehörigen Verlust an Boden und Prestige beigebracht hat. Was folgte war die Suche nach neuen Ideen und die schrittweise in Kraft tretende Entfernung von altbackenen Formeln der Trickfilmunterhaltung. Aktuellstes Beispiel  ist „Der Schatzplanet“, wie schon „Atlantis“ mehr rassige Abenteuergeschichte als besungene Veranschaulichung moralischer Wertvorstellungen.

Um den Wiederaufbau des zerstörten Gasthauses seiner alleinstehenden Mutter finanzieren zu können, begibt sich der aufsässige Teenager Jim Hawkins (im Original mit der Stimme von Joseph Gordon-Levitt) auf die gefahrvolle Reise zum sagenumwobenen Schatzplaneten. Zusammen mit dem Wissenschaftler Dr. Doppler (David Hyde Pierce) heuert Jim das Schiff der gestrengen Kapitänin Amelia (Emma Thompson) an, wo der Junge unter der Aufsicht des Cyborg-Kochs John Silver (Brian Murray) Disziplin und Ordnung erlernen soll. Doch treibt der Smutje unter seiner gutmütigen Fassade Finsteres: Nach Ankunft des Schiffes am Zielort soll eine Meuterei der schurkischen Mannschaft die Besitzverhältnisse des geborgenen Schatzes eindeutig klären. Doch so leicht lassen sich Jim und seine Freunde im Rennen um das unschätzbare Vermögen nicht ausstechen.

Basierend auf Robert Louis Stevensons klassischem Roman haben die beiden Regisseure Ron Clements und John Musker („Herkules“) eine perfekt animierte Übertragung des Grundgerüstes der literarischen Quelle in Szenarien der Science-Fiction vollzogen. Die sorgt für eine optisch vorzügliche Symbiose aus Elementen der spätmittelalterlichen Architektur und Schiffsbauweise mit technischen Zukunftserrungenschaften. Angereichert mit kleineren Skurrilitäten und der für Disney typischen Vermittlungspädagogik bleiben einige der mit gewohnter Liebe fürs Detail animierten Figuren jedoch erstaunlich blass und konturlos. Dem Unterhaltungswert des turbulenten Abenteuers schadet dies zwar kaum, doch drängt diese Übervorteilung der imposanten Bilderflut die Geschichte ein wenig in den Hintergrund.

Auf Gesangseinlagen wird auch in diesem Falle, wie es bereits bei „Atlantis“ und „Lilo und Stitch“ vollzogen wurde, grundlegend verzichtet, während sich James Newton Howard („Dinosaurier“) erneut für den gewohnt stimmigen Score verantwortlich zeigt. „Der Schatzplanet“ bietet in jeglicher Hinsicht fantastische Imaginationen, farbenfroh und perfekt animiert. Die Geschichte jedoch präsentiert sich formelhaft bezüglich ihres Ablaufes und der für Disney beinahe charakteristischen Dramaturgie. Trotz allem sorgt das ereignisreiche Abenteuer, das mit schlappen 39 Millionen in die Kassen gespülten Dollar (bei einem Budget von 100 Millionen) als einer der ärgsten Misserfolge in der Geschichte des Unterhaltungsriesen Disney angesehen werden muss, für locker unterhaltende 90 Minuten. Die Zeit der großen Disney-Klassiker allerdings scheint mehr denn je der Vergangenheit anzugehören.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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