Nur die Liebe zählt: Der unaufgeregte Science-Fiction-Thriller „Der Plan“ ist ein Film für hartgesottene Romantiker. Diskutiert wird darin einmal mehr die konfligierende Diskrepanz zwischen Selbstbestimmung und Vorsehung, wenn der Zufall einen Mann auf die übernatürliche und steif bürokratisierte Weltenlenkung stoßen lässt. Der freie Wille ist in der Adaption einer Kurzgeschichte aus der Feder des vielverfilmten Kult-Autors Philip K. Dick (lieferte u.a. die Vorlage zum Meilenstein „Blade Runner“) nur Einbildung. Er genügt für die Farbauswahl einer Krawatte oder die bevorzugte Marke eines Autos. Daneben aber ist der menschliche Lebensweg wie der des Drehbuchs streng vorgezeichnet.
Für die Kontrolle der fremdbestimmten Schicksale sind, „Momo“ lässt grüßen, Männer mit grauen Anzügen und altmodischen Hüten zuständig. Sie sorgen dafür, dass der von unbenannter Quelle (religiöse Motive bleiben dankenswerterweise nahezu ausgespart) entworfene Plan den festgelegten Spuren folgt. Bis ein Moment der Unachtsamkeit das Weltbild des New Yorker Politikers David Norris (Matt Damon, „True Grit“) in seinen Grundfesten erschüttert. Eigentlich sollte ihn der mysteriöse Sachbearbeiter Harry (Anthony Mackie, „The Hurt Locker“) eines Morgens daran hindern, einen bestimmten Bus zu erwischen. Doch ausgerechnet in dem trifft David seine große Liebe, die Balletttänzerin Elise (Emily Blunt, „Wolfman“), wieder.
Schlimmer noch erreicht er zu früh sein Büro und ertappt die von Abteilungsleiter Richardson (mit der Garderobe seit „Mad Men“ bestens vertraut: John Slattery) instruierten Anzugträger des „Adjustment Bureau“ (so der Originaltitel) bei der Gehirnwäsche eines Vertrauten. Nachdem er über den schier unglaublichen Lauf der Dinge aufgeklärt wurde, verabschiedet man ihn mit der deutlichen Warnung, er dürfe Elise nie wiedersehen. Davids politische Zukunft sei zu wichtig, als dass ihre außerplanmäßige emotionale Verbundenheit die Vorsehung gefährden dürfe. Jahre vergehen, in denen sich Davids Leben nach Plan entwickelt. Doch als er Elise zufällig begegnet und sie endgültig zueinander finden, versucht Richardson die Liaison mit Hilfe des Veteranen Thompson (Terence Stamp, „Operation Walküre“) zu unterbinden.
So unspektakulär die Geschichte klingt, so überraschend zurückhaltend ist sie auch inszeniert. Das Regiedebüt von „Bourne Ultimatum“-Autor George Nolfi ist trotz der Verknüpfung aus unterschwellig philosophischem Diskurs und visuellem Einfallsreichtum – dank ihrer Hüte können die Beamten im „gehobenen“ Dienst magische Abkürzungen durch jede beliebige Tür nehmen – kein standardisierter Blockbuster. Der auf die alles überstrahlende Kraft der Liebe zielende Kern wirkt durchaus banal und untergräbt die Spannung der schlussendlichen Flucht durch die sehenswert fotografierte Kulisse New Yorks merklich. An die Hintersinnigkeit und optische Strahlkraft von „Inception“ kommt „Der Plan“ damit beileibe nicht heran. Ausreichend Abwechslung vom Einerlei Hollywoods bietet die gut gespielte Mystery-Liebesgeschichte trotzdem – und gibt nicht nur eingefleischten Romantikern ausreichend Futter für Herz und Auge.
Wertung: (7 / 10)