Fünf Jahre nach Mel Gibsons Schlachtengemälde „Braveheart“ nahm sich der Sindelfinger „Arthouse“-Regisseur Roland Emmerich („Independence Day“) ebenfalls einem Unabhängigkeitskrieg an – dem der 13 amerikanischen Kolonien gegen das britische Mutterland.
South Carolina 1776: Der Farmer Benjamin Martin (Mel Gibson, „Braveheart“), Veteran mehrerer Kriege, will sich aus den Bürgerkriegswirren in den amerikanischen Kolonien eigentlich heraushalten. Doch als englische Soldaten seinen Sohn töten, kehrt er zurück zu den Waffen. Als Kommandeur einer Miliz, der auch sein Sohn Gabriel (Heath Ledger, „10 Dinge, die ich an Dir hasse“) angehört, zieht er in den Krieg gegen die Besatzungstruppen unter dem Kommando des Generals Cornwallis (Tom Wilkonson, „Ganz oder Gar Nicht“) und des sadistischen Col. Tavington (Jason Isaacs, „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“).
Zeigte das offensichtliche Vorbild „Braveheart“ die Freiheitsstreiter noch als schlizohrige Kämpfer auf dem Schlachtfeld, die neben Freiheitswillen auch von eher menschlichen Motiven angetrieben werden, können die streitenden amerikanischen Truppen vor Sympathiewerten kaum noch laufen. Und wenn dann mal einer fehl geht und etwa einen schwarzen Mitkämpfer abwertend betrachtet, dann erfährt er im Laufe des Films doch noch Läuterung. Diese moralische Scheinheiligkeit hat mit dem realen Unabhängigkeitskrieg so viel gemeinsam hat wie „Independence Day“ mit dem 4. Juli.
Auf der Habenseite verbucht der Film immerhin Mel Gibson. Routiniert spielt er mal wieder seinen Archetyp, der amüsant ist wie eh und je. Fans erfreut es, für alle anderen werden die Qualen des Films wenigstens leicht gelindert. Auch Jason Isaacs zeigt einmal mehr, warum man als britischer Bühnendarsteller automatisch für den Bösen besetzt wird. Er spielt wie gewohnt fantastisch – kann den Absturz des Films aber nicht retten.
Denn das Drehbuch – wenn man es denn so nennen kann – ist von einer kaum erträglichen Dämlichkeit. Und wie Roland Emmerich es schafft, jeden potentiellen Anflug von Qualität im Keim zu ersticken, ist schon fast beeindruckend. Zwar ist „Der Patriot“ mit Abstand Roland Emmerichs bester Film, aber wenn man die Konkurrenz um diesen Titel betrachtet, stellt das die Auszeichnung schon wieder in ein bestimmtes Licht.
Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass nicht mal Mel Gibson jeden Film retten kann. Nur noch in „Wir waren Helden“ ist die Kombination von Gibson und Leinwand unerträglicher. Sicher, die Schlachten sind sauber inszeniert, aber dieser Film lehrt uns, dass das auch nicht alles sein kann. Wenn man „Braveheart“ sehen will, sollte man eben „Braveheart“ schauen. „Der Patriot“ ist bestenfalls eine halbherzige Ersatzbefriedigung.
Wertung: (5 / 10)