Es können ja nicht immer Klassiker sein: Mit „Alien“ und „Blade Runner“ hatte Ridley Scott Kinogeschichte geschrieben, dazu kunstvolle Werke wie „Die Duellisten“ geschaffen. Den Weg in den Mainstream fand der Brite in den ausgehenden Achtzigern, mit dem konventionellen Thriller „Der Mann im Hintergrund“. Der bedient mehr Klischees als ihm gut täte, überzeugt aber durch stimmige Optik und schmissiges 80’s-Flair. Zu dem trägt auch die Besetzung bei, die mit Tom Berenger („Platoon“) einen heute fast vergessenen Star jener Ära musikalischer Grausamkeit und fürchterlicher Haarmode auffährt.
Er spielt den New Yorker Cop Mike Keegan, der, gerade befördert, prompt zum Schutz einer wichtigen Zeugin abgestellt wird. Die heißt Claire Gregory (Tom Cruises erste Ehefrau Mimi Rogers, „Lost in Space“) und musste mit ansehen, wie der psychopathische Gangster Venza (Andreas Katsuals, „Auf der Flucht“) einen dubiosen Geschäftspartner tötete. Fortan sorgt sich die Polizei um das Wohl der High Society-Lady und stellt ihr rund um die Uhr bewaffnete Aufpasser zur Seite. Mit dem Nachtdienst schiebenden Mike freundet sie sich erst an und kommt ihm schließlich näher. Seine Ehe zur smarten Ellie (Lorraine Bracco, „GoodFellas“) stellt das auf eine harte Probe.
Im Aufbau recht betulich, knistert es in Scotts Routine-Thriller bestenfalls verhalten. Es fehlt an Spannung, zwischen den beiden Hauptfiguren und erst recht bei der Ausgestaltung des Krimi-Anteils. Nachdem Venza, der die Drecksarbeit trotz aller Unterweltverbindungen selbst zu erledigen pflegt, Claire bei einer öffentlichen Veranstaltung gedroht hat, stellt er sich von Mike verfolgt der Polizei. Wegen eines Formfehlers wird er aber kurze Zeit später wieder auf freien Fuß gesetzt. Etwas Fahrt nimmt der um Eleganz bemühte Film erst nach einer geschlagenen Stunde auf, wenn die Bedrohung durch Killer Venza zunimmt und Familienvater Mike von der Gattin vor die Tür gesetzt wird.
Bald darauf plagt sich der untreue Cop mit Gewissensbissen, ist aber pünktlich zum Finale auf der Höhe, um Claire, die Familie und den Tag zu retten. „Der Mann im Hintergrund“ ist ansprechend gemachtes – das Drehbuch schrieb Howard Franklin („Der Name der Rose“), den Schnitt besorgte Claire Simpson („Platoon“) – Hochglanzkino, dass in dieser Form vielleicht in den Achtzigern Eindruck schund. Heute jedenfalls wirkt Scotts lahmer Genrefilm, der, im Gegensatz zu ähnlich gelagerten Beiträgen der Neunziger, immerhin auf schwülstige Sexkapaden verzichtet, bisweilen arg belanglos. Mehr Routine als Aufregung mit Stars von gestern. Nicht mal für eiserne Scott-Jünger ist das noch Pflichtprogramm!
Wertung: (5 / 10)