Auf dem Schwarzen Kontinent wird genauso gestorben wie anderswo auch, dort allerdings sind die Systeme weniger stabil als auf anderen Flecken des Globus. Diktatorische Staatsmänner, Militärputsche, Bürgerkriege und Hunger prägen seit Jahrzehnten die Schlagzeilen. Einer der schlimmsten Diktatoren des vergangenen Jahrhunderts war Idi Amin, der 2003 im Saudi-Arabischen Exil starb. Der Dokumentarfilmer Kevin MacDonald nahm sich grob der Geschichte des ugandischen Diktators an und verpackte diese in einen bewegend gespielten Polit-Thriller.
Nachdem der junge Nicholas (James McAvoy) sein Studium als Arzt in seiner Heimat Schottland erfolgreich beendet, „flieht“ er vorsorglich vor den hohen Erwartungen seines Vaters in Richtung Afrika. Mehr durch Zufall gelangt er nach Uganda, wo er in einer Mission auf Dr. Merrit (Adam Kotz) und dessen Frau Sarah (Gillian Anderson) trifft. Nach einer Phase der Eingewöhnung ändert sich plötzlich das politische Bild Ugandas. Durch einen Militärputsch – unterstützt durch Großbritannien – gelangt der hohe Militär Idi Amin (Forest Whitacker) an die Macht und wird neuer Präsident.
Nach einer Kundgebung, auf der Amin seinem Volk ein besseres Leben verspricht, trifft Nicholas zufällig auf ihn. Dieser ist von dem jungen Schotten sehr angetan, kämpfte er doch vor Jahren selbst Seite an Seite mit schottischen Soldaten gegen Aufständische. Es entwickelt sich eine Art Freundschaft zwischen den beiden, schnell wird Nicholas zum Nutznießer der Beziehung und steigt gar zum Berater des Präsidenten auf. Nicht alle jedoch sind auf der Seite des Präsidenten, beide entgehen nur knapp einem Anschlag. Menschen verschwinden, von Massentötungen ist die Rede. Nicholas wird misstrauischer. Doch da ist es für ihn schon fast zu spät.
Wie viele Menschenleben letztendlich auf das Konto des Diktators Idi Amin gingen, ist heutzutage nur zu schätzen. Mehrere hunderttausend werden es während seiner Zeit als ugandischer Präsident gewesen sein. Allerdings ist „Der letzte König von Schottland“ keine Biografie im eigentlichen Sinne, denn die Figur des Diktators steht nicht unbedingt im Vordergrund des Films. Dennoch trägt diesen maßgeblich Forest Whitacker („Ghost Dog“, „Panic Room“). Der brilliert, man muss nicht in gekünstelte Übertreibungen verfallen. Wenn eine Darstellung einen Oscar wert ist, dann die von Whitacker. Dieser verkörpert jede Tonlage, Gestik, Mimik und jeden Wimpernschlag seiner Figur mit einer Intensität, wie man es nur selten erlebt. Das paranoide, menschenverachtende der Figur vermag er ebenso gekonnt darzustellen, wie dessen menschliche Seiten. Das Hauptaugenmerk liegt dabei allerdings auf der Figur des jungen und fast berechnend naiven Arztes, gespielt von James McAvoy („Swimming Pool“, „Wimbledon“). Dieser kann neben dem übermächtig erscheinenden Whitacker bestehen, heranreichen jedoch nicht.
Regisseur Kevin MacDonald zeigt Idi Amin nicht als den Tyrannen, der er eigentlich war. Dies liegt daran, dass James McAvoy die Hauptfigur ist und dieser erst spät von der Realität eingeholt wird. Amin wird zudem nicht dämonisiert, erst gegen Ende wird das ganze Ausmaß seiner jahrelangen Herrschaft deutlich. Die Mixtur aus realem Zeitgeschehen und spannender Unterhaltung gelingt MacDonald, allerdings bekommt er erst spät den Bogen gespannt, den Diktator als das zu zeigen, was er war. Was Macht allerdings in negativer Hinsicht bedeuten kann, muss man nicht unbedingt an Forest Whitacker festmachen, sondern eher an der Figur des jungen Arztes. Die Versuchung, die Reize und das Auskosten von Macht, werden vor allem bei dessen Charakter deutlich. Gleichzeitig wirkt der Film aber gerade in dieser Hinsicht und in seinem Handeln mitunter etwas zu aufgesetzt.
„Der letzte König von Schottland“ erzählt im Grunde nur eine von vielen Geschichten, wie sie auch heute noch in Afrika geschehen. Die Figur des Idi Amin, dessen Darstellung in der Welt und dessen Spiel mit den Medien, ist jedoch nicht so üblich. Das Werk schockiert allerdings weniger, als man es vielleicht erwarten würde und was ihm wohl auch etwas besser gestanden hätte. Dennoch ist es unbedingt empfehlenswert, alleine schon wegen der intensiven Darstellung von Forest Whitacker.
Wertung: (8 / 10)