Kindern von heute dürfte der gestiefelte Kater eher als Sidekick von Oger Shrek denn aus dem Fundus der Gebrüder Grimm bekannt sein. Nach Auftritten in drei „Shrek“-Abenteuern entschloss sich Dreamworks‘ Animationssparte, dem unerschrockenen Fellknäuel mit dem spanischen Akzent einen eigenen Film zu widmen. Dass dieser im Original „Puss in Boots“ betitelte Familienspaß nicht an die Subversivität des Oger-Einstands von 2001 heranreichen würde, blieb absehbar. Immerhin hatte sich auch die erfolgreiche Disney-Parodie um das liebenswerte grüne Monstrum mit den drei Fortsetzungen allmählich den ursprünglich karikierten erzählerischen Standarten angenähert.
Vom ersten Einsatz des gestiefelten Katers als Hauptprotagonist mehr erwarten zu wollen als ein rasantes Leinwandabenteuer mit reichlich situativer Komik, wäre also schlicht übertrieben. Regisseur Chris Miller („Shrek der Dritte“) und sein Team wollen aber offenkundig auch gar nichts anderes bieten und inszenieren den tierischen Helden in märchenhaft bildgewaltigem Rahmen in Anlehnung an klassische Mantel- und Degen-Stoffe. Der im Englischen wieder von Antonio Banderas vertonte Kater, ein zu Unrecht vom Gesetz verfolgter Gigolo mit großem Selbstvertrauen und (im Bedarfsfall) noch größeren Kulleraugen, begibt sich darin auf die Suche nach den sagenumwobenen Zauberbohnen, die im Himmelsschloss unermesslichen Reichtum verheißen.
Die allerdings befinden sich im Besitz des gefürchteten Verbrecherpaares Jack und Jill (Billy Bob Thornton, Amy Sedaris). Beim Versuch, die Bohnen zu stehlen, wird der Kater von einem maskierten Artgenossen gestört, der sich nach einer wilden Verfolgungsjagd und anschließendem Tanzduell als hübsche Kitty Softpaws (Salma Hayek) entpuppt. Sie kooperiert mit dem sprechenden Ei Humpty Alexander Dumpty (Zach Galifianakis), ehedem bester Freund des Katers. Durch die kriminellen Neigungen Humptys zerriss jedoch das im Waisenhaus geknüpfte Freundschaftsband und während das Ei im Gefängnis landete, wurde der gestiefelte Kater zum rechtschaffenden Outlaw.
Dass sich die entfremdeten Gefährten dennoch zusammenraufen, um das größte Abenteuer ihres Lebens zu begehen, versteht sich von selbst. Schließlich ebnen die Zauberbohnen in riesenhaften Ranken den Weg in die Wolken, wo eine nicht minder sagenhafte Gans goldene Eier legen soll. Die gefahrvolle Odyssee und die absehbare neuerliche Zerreißprobe zwischen Kater und Ei ist kindgerecht, bietet in ihrer Rasanz aber auch für Erwachsene genug Wortwitz und spektakuläre Computerbilder, um das actionreiche Märchen mit der zugegeben etwas holprig auserzählten Geschichte so kurzweilig wie amüsant zu gestalten. „Der gestiefelte Kater“ tritt damit eindrucksvoll aus dem Schatten von „Shrek“ heraus und prädestiniert sich souverän selbst für (mindestens) eine Fortsetzung.
Wertung: (7 / 10)