Der Exorzismus von Emily Rose (USA 2005)

der-exorzismus-von-emily-roseDie 19-jährige Emily Rose (Jennifer Carpenter, „White Chicks“) bekommt einen Traum erfüllt:  Durch ein College-Stipendium wird ihr die Ausbildung in der großen Stadt finanziert und sie kann endlich den heimischen Hof mitten in der amerikanischen Pampa verlassen. Doch in der Stadt findet sie nicht nur urbanes Highlife. Sie wird verfolgt von Visionen, von Dämonen. Eine Therapie bricht sie bald ab und sucht nach Hilfe bei ihrem Pfarrer Moore (Tom Wilkinson, „Ganz oder gar nicht“). Der ist sich bald sicher, dass Emily nicht verrückt, sondern besessen ist.

Kurz nach einem misslungenen Exorzismus stirbt die junge Frau – völlig abgemagert und am ganzen Körper von Verletzungen übersäht. Jetzt schlägt die Stunde der Justiz. Pfarrer Moore wird angeklagt, am Tod des Mädchens wegen Unterlassung Schuld zu sein. Zu seiner Verteidigung wird die Anwältin Erin Bruner (Laura Linney, „Mystic River“) von der Diözese herangezogen. Doch bald schleicht sich auch in ihrem Leben die düstere Vorahnung von Dämonen ein.

Erzählt wird die Geschichte in Rückblenden auf Emilys Zustand, von ihrem Aufbruch in die Stadt bis zu ihrem Tod. Den weitaus größeren Teil des Films nimmt die Verhandlung von Pfarrer Moore ein – und da liegt schon mal ein Kernproblem des Films. Zwar ist Tom Wilkinson nach wie vor ein großer Darsteller und zeigt das hier auch einmal mehr, gegen eine wahrhaft grausam banal konstruierte Rahmenhandlung, in der sich eine weit unter Wert verkaufte Laura Linney von der ständig saufenden Agnostikerin zu einer Tee schlürfenden und sich ihrer Dämonen stellenden Vorzeigepowerfrau wandelt, kommt er aber nicht an. Diese Wandlung von der Saula zur Paula ist dermaßen platt und unbedeutend, dass es schon als Nebenhandlungsstrang genervt hätte, ins Zentrum des Films gerückt ist es kaum auszuhalten.

Ganz anders die Rückblenden. Hier vermag der Film eindeutig zu Punkten. Denn Jennifer Carpenter ist brillant. Sie spielt das zarte Mädchen so eindrucksvoll, die Anfälle oder Visionen, wie man es eben haben will, so intensiv, dass es einem wirklich kalt den Rücken hinunter laufen kann. Diese Episoden ziehen den Film ein verdammt großes Stück nach oben – denn hier stimmt alles: Von der Musik zum Design bis hin zu den sonst eher schwachen Nebendarstellern. Ganz anders im Prozessteil. Regisseur Scott Derrickson, der uns so große Werke wie die Videopremiere „Hellraiser: Inferno“ brachte, hatte entweder keine Lust sich im eigentlichen Hauptteil des Films anzustrengen, oder verweigerte aus irgend einem Grund die Arbeit.

Sogar der Anzug des Staatsanwalts, der im Ensemble immerhin den grundvernünftigen und moralischen Gegenpart zur saufenden Linney einnimmt, sitzt beschissen. In diesem Teil stimmt, von ein paar ganz gelungenen Schockeffekten und eben Tom Wilkinson mal abgesehen, einfach gar nichts. Die überragenden Rückblenden retten „Der Exorzismus von Emily Rose“ vor dem totalen Absturz. So bleibt immerhin noch ein solides Mittelmaß für den Film übrig. Schade, Potential wäre für deutlich mehr gewesen. Man kann nur hoffen, dass der im nächsten Jahr erscheinende deutsche Film, der sich mit dem gleichen Thema befasst, seine Möglichkeiten besser zu nutzen weiß.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

scroll to top