Vor etwas mehr als 10 Jahren ging der Stern des Troy Duffy langsam aber sicher auf. Denn seinem Film „Der blutige Pfad Gottes“ wurde schnell das Etikett „Kult“ angeheftet und die Anhängerschaft wuchs über all die Jahre stetig. Sympathisch machte das den Filmemacher aber nicht und wenige Jahre später hatte sich das Thema Duffy eigentlich erledigt. Der Geist einer Fortsetzung hielt sich dennoch stetig in den Weiten des World Wide Web, aber erst jetzt konnte er das Projekt realisieren. Gelernt hat er aus all dem aber scheinbar nichts, denn „Der blutige Pfad Gottes II – All Saints Day“ ist nichts anderes als ein lauer Aufguss des Erstlings, der entweder die Hilflosigkeit dieses Mannes repräsentiert, oder aber ein weiterer Beleg für dessen unermessliches Ego ist. Beides ist möglich.
Nachdem der Unrat in Boston von den „heiligen“ MacManus-Brüdern getilgt wurde, zogen sich diese mit ihrem Vater Il Duce (Billy Connolly) nach Irland zurück. Jahre danach holt sie die Vergangenheit ein. Ein Priester wird ermordet, was die Heiligen zurück in die Staaten führt, da man ihnen den Mord anhängt. Mit neuem Buddy (Clifton Collings Jr.) im Gepäck sorgen sie abermals für blutige Gemetzel inmitten der Unterwelt. Unterstützung erhalten sie von Special Agent Bloom (Julie Benz), die ganz in der Tradition ihres alten Mentors Smecker Ermittlungsarbeit leistet.
Viel Neues hat sich der Mann hinter „Der blutige Pfad Gottes“ für sein längst fälliges Sequel nicht einfallen lassen. Die Shoot-Outs sind teilweise haargenau so inszeniert wie seinerzeit. Optisch geht das sicherlich okay, aber was damals noch für eine Menge Spaß sorgte, wirkt heute nicht mehr als lauwarmer Kaffeesatz aus dem Tarantino-Baukasten. Der Härtegrad liegt im Übrigen nicht über dem Vorgänger, dort spritzte der rote Lebenssaft doch etwas reichhaltiger über die Leinwand. Beibehalten wurde die Auflösung im Nachhinein, sprich der Zuschauer sieht erst das Schlachtfeld, die Erklärung folgt im Anschluss. Hier wäre sicherlich noch etwas mehr möglich gewesen, die Szenen spannender und abwechslungsreicher zu gestalten. Doch auch hier verlässt sich Duffy zu sehr auf seinen Erstling. In diesen Momenten konnte Willem Dafoe glänzen, der als überdrehter Agent Smecker seine Mitstreiter mühelos an die Wand spielte. Julie Benz („Dexter“) gelingt dies nicht. Sie soll den lasziven Vamp mit Grips und Härte spielen, ist mit der Darstellung trotz aller Bemühungen jedoch überfordert und ihre Performance wirkt mitunter unfreiwillig komisch.
Den beiden Hauptakteuren Sean Patrick Flanery („Suicide Kings“) und Norman Reedus („Blade II“) merkt man den Spaß an ihren Rollen dagegen deutlich an. Zwar sind auch sie etwas älter und fülliger geworden, aber in den Actionszenen machen sie nach wie vor eine gute Figur. Allerdings wirken die Sprüche häufig zu gewollt und auch Clifton Collins Jr. – den man ihnen als neuen Buddy zur Seite stellte – setzt die Historie der nervtötenden Sidekicks konsequent fort. So zünden nur die wenigsten Gags, die in der deutschen Synchronisation ohnehin kaum zu ertragen sind. Von der Coolness des Erstlings ist Duffy meilenweit entfernt. Mit Judd Nelson („Breakfast Club“) gibt es ein freudiges Aha-Erlebnis auf der Besetzungsliste, doch sein Mitwirken ist letztlich vergebens und verschwendet. Für Abwechslung sorgen dagegen die Rückblenden in das Leben von Il Duce, die letzten Endes sogar eine kleine Rolle für Peter Fonda („Easy Rider“) bereit halten. Die große Fangemeinde wird den Film sicherlich mit Kusshand aufnehmen, wobei die Einfallslosigkeit einfach nicht zu leugnen ist. Schlimm ist nur, dass ein dritter Film angesichts des Finales quasi unumgänglich ist. Nach diesem uninspirierten Getöse des Wannabe-Tarantinos darf man über dessen Sinn oder Unsinn gerne diskutieren.
Wertung: (4 / 10)