„Fast as a shark he’ll cut out of the dark! He’s a killer, he’ll rip out your heart!“ – Es singen die gestandenen Metaller von Accept
Es ist tiefste Nacht und der unheilvolle (Kunst-)Nebel kann eine Gruppe Mittzwanziger nicht davon abbringen, eine uralte Ruine zu durchforsten. Dabei stoßen sie auf das Grab des größten Propheten des fünften Jahrhunderts: Nostradamus. Zwar hat dieser im sechzehnten Jahrhundert gelebt, aber mit 25 Jahren weiß man solche Dinge noch nicht. Natürlich öffnen sie die Ruhestätte des großen Astrologen, um dann mit der schrecklichen Wahrheit konfrontiert zu werden: „Es werden Friedhöfe sein, eure Kathedralen. Und die Städte eure Gräber!“ Damit dachte der Sternendeuter aber nicht an die verheerenden Auswirkungen des deutschen Trash-TV, sondern diese seine geschrieben Worte künden die Regentschaft der Dämonen an! Jawoll, Dämonen, diese fiesen Mistkerle aus der Hölle, die den Winchester-Brüdern in „Supernatural“ Woche für Woche das Leben zur selbigen machen. Und ehe sich die neugierigen Twens versehen, spritzt ihnen auch schon neongrünes (wir schreiben immerhin das Jahr 1985) Monsterblut ins Gesicht…
Aufatmen Leute, es war ja nur ein Film. Ein (Eröffnungs-)Film im Film besser gesagt. Denn eigentlich befinden wir uns in Berlin und folgen der jungen Cheryl (Natasha Hovey) aus der U-Bahn. Die unheilvollen 80er-Synthieklänge lassen bereits wenig Gutes ahnen. Das Auftreten eines emotionslos dreinblickenden Hünen, dessen linke Gesichtshälfte von einer Chrommaske verdeckt wird, lässt diese Annahme immens an Gewichtung gewinnen. Cheryl fühlt sich bedroht, dabei verteilt das Phantom der U-Bahn nur Tickets für die Inbetriebnahme des Metropol-Kinos. Was für ein Film laufen soll, ist dem Maskenträger nicht zu entlocken und auch die Einladung gibt keine Angaben. Zur Premiere trifft neben Cheryl und Freundin Kathy (Paola Cozzo) eine Schar Neugieriger ein (ein Besucher ist gar blind). Vor der Vorführung dürfen sie im Foyer neben diversen Horrorfilm-Plakaten (etwa Argentos „Vier Fliegen auf grauem Samt“) auch silberne Dämonen-Masken bewundern. Sobald mit ihr alsbald das Grauen von der Leinwand den Weg in die reale Welt findet, ist es mit der Vorfreude allerdings jäh vorbei.
Um diverse Gewalteinlagen erleichtert, wurde „Dämonen“ (hierzulande kurioserweise als Teil zwei vermarktet!) im Jahre 1988 von der Bundesprüfstelle beschlagnahmt, woran sich bis heute nicht viel geändert hat. Lamberto Bava, Sohn des legendären Mario Bava („Blutige Seide“), der „Demoni“, so der Originaltitel, als sein Lieblings-Regiewerk bezeichnet, liefert mit dem von Dario Argento miterdachten Höllentrip weit mehr als nur eine tumbe Schlachtplatte ab. Dass trotzdem viel und derb gesplattert wird, dürfte den Genrefreund nur umso mehr freuen. Getrost kann er als einer der letzten Großen des italienischen (Surreal-)Horrors angesehen werden. Die Film-im-Film-Thematik und dessen Überschneidung mit der Realität ist gekonnt umgesetzt und das nicht einmal der Versuch unternommen wird, diesem übernatürlichen Treiben eine Erklärung folgen zu lassen, ist den Machern positiv anzumerken.
Bavas Kracher offenbart mit jeder Einstellung, wie das italiensiche Horror-Genre zur Zeit der Produktion noch überaus fruchtbar fantasievolles Grauen zaubern konnte, ohne dabei trotz der unsinnigen Prämisse lächerlich zu wirken. „Demoni“ wird vielen Zuschauern besonders wegen der Szene im Gedächtnis haften bleiben, in der George (Urbano Barberini, stand auch für Argentos „Opera“ zur Verfügung) und Cheryl sich auf einem Motorrad Schwert schwingend durch die Dämonenhorde – wohlgemerkt noch im Kinosaal – metzgern. Zudem gibt es noch einen Hubschrauberabsturz durch die Kinodecke, Auftritte von Argentos älterer Tochter Fiore und dem jungen Michele Soavi (Regisseur von „Dellamorte Dellamore“) sowie ein wirklich abgründig düsteres Ende zu bewundern. Ihren Beitrag leistet auch die musikalische Untermalung von Bands wie Mötley Crue, Accept oder Billy Idol. Enthemmte Italo-Horrorkost wie sie sein muss!
Wertung: (7 / 10)