Während Sly Stallone und Arnie Schwarzenegger in den 80ern so ziemlich alles abräumten, was es Actiontechnisch abzuräumen gab, hinkte Chuck Norris immer ein wenig hinterher und konnte B-Pfade kaum verlassen. Sicherlich lag es auch an mangelnder Ausdruckskraft, denn vom Elan her ähnelt unser Lieblings-Norris eher einer Trockenpflaume, als dass er als Sympathieträger einer ganzen Generation funktioniert. Auf einige wenige Rollen abonniert – so „glänzte“ er vor allem als Colonel Braddock in der „Missing in Action“-Reihe -, ging der ganz große Ruhm an ihm vorüber. In der von B-Papst Menahem Golem („Over the Top“, „Ninja – Die Killermaschine“) eigens gedrehten Terroristen-Mär „The Delta Force“ begibt sich der lebende Roundhouse-Kick auf gewohntes Terrain, öffnet nur spärlich den Mund, schließt dafür Andersdenkenden selbigen umso schneller.
Mit seiner Eliteinheit – der Delta Force – erlebt Major Scott McCoy (Chuck Norris) während eines Einsatzes ein Debakel. Aufgrund schlampiger Informationen endet die Mission in einem Blutbad und ein großer Teil seiner Einheit wird getötet. Gefrustet und enttäuscht quittiert McCoy den Dienst. Als ein amerikanisches Passagierflugzeug aber von arabischen Terroristen entführt wird und seine Delta Force mit dem Einsatz betraut wird, stößt McCoy kurzerhand wieder zu seinem alten Team und seinem Freund Colonel Alexander (Lee Marvin). Eine erste Rettungsaktion muss kurzerhand abgeblasen werden, da weitere Terroristen in das Flugzeug gelangen und jüdische wie amerikanische Männer verschleppen. Doch McCoy und seine Truppe lassen sich nicht lange bitten und liefern sich inmitten von Beirut einen dramatischen Kampf mit den Entführern.
In etwa 130 viel zu langen Minuten erzählt B-Macher Menahem Golem seine Geschichte der wackeren Elite-Einheit Delta Force, die von einem alternden Lee Marvin („Westwärts zieht der Wind“, „The Big Red One“) angeführt wird und den heilsbringenden Todesengel in Form von Chuck Norris in seinen Reihen hat. Warum sich ein altgedienter Hollywood-Veteran wie Lee Marvin hier am Ende seiner Karriere verheizen lässt, bleibt offen, für Chuck Norris ist es letztlich eine überaus gewohnte Rolle. Sein Sprachschatz hält nur Satzfragmente bereit, der Blick ist meist starr wie eh und je. Wie bereits gesagt, mit einer größeren Ausstrahlung und Leinwandpräsenz hätte wirklich mehr aus ihm werden können, hier gibt es die gewohnte Kantholz-Vorstellung. Aufgrund der langen Laufzeit und einem lediglich normal üblichen Action-Anteil ist die ein oder andere Länge unumgänglich, vor allem die Zeit zwischen dem Ende der Flugzeugentführung und großem Schlußrabbatz hätte man sich getrost sparen – oder zumindest straffen – können.
Der Film beginnt nicht einmal ganz uninteressant, wird im weiteren Verlauf aber immer abstruser und verstrickt sich in unnötig platte Handlungsfetzen bzw. dümmlichen Dialogen. Vor allem Hannah Schygulla („Lili Marleen“, „Das blaue Exil“) darf ihren Beitrag als deutsche Flugbegleiterin leisten, die das aktuelle Geschehen in einer bahnbrechenden Rede kurzerhand ins Dritte Reich verlagert. Die Pseudo-Dramatik wird allerdings stets durch die offenkundige Pro-Ami Haltung der Macher um Golan und Cannon-Produktionspartner Yoram globus torpediert, der selbstredend der verwirrte arabische Terrorist (u. a. verkörpert durch Robert Forster, „Der Horror-Alligator“) gegenübersteht. So verkommt das Töten zu einer guten Sache, schließlich gehen die Richtigen drauf. In theatralischer Art und Weise wird der einzig getötete amerikanische Soldat (William Wallace, „Night Hunter“) mit einem Heldeneinzug quasi belohnt, während zahllose Terroristen im Staub ihrer Heimat verwesen. Solch verlogene Moral bildete während der Reagan-Ära den Grundpfeiler eines jeden B-Actioners.
Für Fans ist das wüste Spektakel sicherlich sehenswert, trotz zahlreicher Logikfehler oder Längen innerhalb der brüchigen Handlung. Doch gibt es bei allem Hurra-Patriotismus weitaus verächtlichere Werke. Dies soll aber dennoch nicht als Entschuldigung dienen, „The Delta Force“ ist politisch grenzwertige Action-Unterhaltung, die aber zumindest auf letzterer Ebene funktioniert.
Wertung: (4 / 10)