Es war der Auftakt zur größten menschgemachten Umweltkatastrophe der Geschichte: Am 20. April 2010 ereignete sich auf der Ölbohrplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko ein folgenschwerer Unfall. Durch die mangelhafte Sicherung des Bohrlochs kam es zu einem „Blowout“, bei dem Gas und Öl unter immensem Druck unkontrolliert an die Oberfläche gepresst wurden. Als sich das Gemisch entzündete und die Generatoren explodieren ließ, wurde die Plattform für die anwesenden Arbeiter zur Todesfalle. Elf Menschen starben, der Ölausfluss in rund 1.500 Metern Tiefe konnte erst drei Monate später gestoppt werden.
Peter Berg („Battleship“) hat der einleitenden Katastrophe und dem damit verbundenen Überlebenskampf einen Film nach Bauart klassischer Blockbuster gewidmet. Ein beträchtlicher Teil des 110 Millionen Dollar umfassenden Budgets floss in die Kulissen. Denn statt allein auf Computerbilder zu setzen, wurden Teile der schwimmenden Bohrinsel nachgebaut. Der Detailreichtum der Sets und die Sorgfalt, die in die Veranschaulichung technischer Arbeitsabläufe investiert wird, beeindruckt. Nur bewahrt dieser Unterstrich der Glaubwürdigkeit das für Tonschnitt und visuelle Effekte Oscar-nominierte Gesamtwerk nicht vor Pathos. Schließlich geht es in Hollywood um konventionell servierte Unterhaltungshappen.
Dennoch ist „Deepwater Horizon“ ein sehenswerter Film. Dem Vorlauf und den wesentlichen Protagonisten wird ausreichend Zeit gewährt, um menschliches Identifikationspotenzial auszuloten. Dafür zuständig ist vorrangig der auch produzierende Mark Wahlberg („Lone Survivor“), dessen Chefelektriker Mike Williams im Kreis von Gattin Felicia (Kate Hudson, „Rock the Kasbah“) und der gemeinsamen Tochter standesgemäß emotional eingeführt wird. Nachdem er mit Jimmy Harrell (Kurt Russell, „The Hateful 8“), dem Chef der Bohrinsel, und der im Kontrollraum tätigen Andrea Fleytas (Gina Rodriguez, „Jane the Virgin“) per Hubschrauber auf die Deepwater Horizon befördert wird, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Dabei macht Berg keinen Hehl daraus, wen er als Schuldige des sich abzeichnenden Unglücks betrachtet: die Projektleiter des Mineralöl-Multis BP.
Einer von ihnen ist Donald Vidrine (John Malkovich, „Burn After Reading“). Er mahnt zur Eile und lässt trotz der Bedenken von Harrell und Williams einen nur unzureichenden Sicherheitstest durchführen, der die Bohrplattform in ein flammendes Inferno verwandelt. Was folgt ist sehenswert getrickste Action, die der Besatzung – darunter Dylan O‘Brien („Maze Runner“) und Ethan Suplee („My Name is Earl“) – Wagemut und Aufopferungsbereitschaft abverlangt. Selbst Heldentode dürfen gestorben werden, wobei in platter Michael-Bay-Manier auch mal eine US-Flagge im Feuersturm weht. Von solchen Aussetzern abgesehen bietet der in 106 Minuten zügig abgehandelte Film packende Unterhaltung mit Starbesetzung. Vor einem überraschend mageren Einspielergebnis an den amerikanischen Kinokassen feite das jedoch nicht.
Wertung: (6,5 / 10)