„Glaubst du an Jesus? … Du wirst ihn gleich treffen.“ – Kersey
Opa Bronson auf Rachetour. Was auch sonst? Stolze 61 Jahre zählte der markante Mime bereits, als er 1982 zum zweiten Mal die schwarze Wollmütze aufzog und die Großstadt von den Abfallprodukten der Gesellschaft bereinigte. „Death Wish II – Der Mann ohne Gnade“ fegt das Potenzial sozialkritischer Diskursivität, das der Erstling zumindest noch im Ansatz mit sich brachte, zugunsten einer erzreaktionären Schlachtplatte beiseite. Der pervertierte Werbefilm für Selbstjustiz suhlt sich in Klischees und legitimiert den Amoklauf seines aufrechten „Helden“ durch einen elend brutalen Vorlauf.
In dem zieht sich Architekt Paul Kersey (Charles Bronson, „Das Gesetz bin ich“), mittlerweile nach Los Angeles zwangsverzogen und mit Reporterin Geri (Bronsons Gattin Jill Ireland, „Der Mordanschlag“) liiert, den Zorn einer Straßengang zu. Deren Reihen ziert „Matrix“-Revoluzzer Laurence Fishburne. Als Konsequenz von Kerseys Gegenwehr stattet der Pöbel seinem Haus einen Besuch ab und vergewaltigt brutal die Haushälterin, bevor wie im ersten Teil die Tochter (Robin Sherwood, „Blow Out“) an die Reihe kommt. Der wiederholten Erniedrigung nicht gewachsen, stürzt sich die junge Frau aus dem Fenster und wird von einem Zaun aufgespießt. Klar, dass der Papa daraufhin wieder rot sieht.
Nach der Beerdigung geht der Rächer im Ruhestand erneut auf Menschenjagd im urbanen Moloch. Der Kooperation mit der Polizei verweigert er sich beharrlich und nimmt das Gesetz lieber in die eigenen Hände. Er mietet sich in einer heruntergekommenen Absteige im sozialen Brennpunkt ein und macht sich an die Aufspürung der Schuldigen. Das bereitet ihm keine Schwierigkeiten, was zwar akut unglaubwürdig wirkt, im Gegenzug aber ausreichend Spielraum für deftigen Aderlass bietet. Die Obrigkeit sieht solches Treiben natürlich gar nicht gern und lässt Detective Ochoa (Vincent Gardenia, „Skin Deep“) einfliegen, der Kersey bereits bei seinen nächtlichen Einsätzen in New York nachstellte.
Im zweiten von insgesamt fünf Teilen der berüchtigten Reihe verwächst Hauptdarsteller Bronson endgültig mit der Rolle des Vigilanten. Der von Menahem Golan und Yoram Globus („Missing in Action“) produzierte und erneut von Michael Winner („Kalter Hauch“) gedrehte Film ist ein fragwürdiger Thriller auf den Spuren des klassischen Exploitationkinos. Krasse Gewalt, Synthie-Mucke und ein knurriger Liquidator sind die Zutaten dieses fadenscheinigen Machwerks, das außerhalb seines perfiden Aktionismus keinen Funken Verstand mit sich bringt. Für Fans immer noch eine sichere Bank, nur ist dies sinnfreie Spektakel eben nicht in Würde gealtert.
Wertung: (4 / 10)