Dead of Night – Deathdream (CDN/USA/GB 1974)

deathdream„Good times. That was a long time ago.“ – Andy

Das Grauen an der Heimatfront als Familientragödie mit Gruselfaktor: In „Dead of Night“ (Alternativtitel „Deathdream“) kehrt Andy (Richard Backus) buchstäblich wie aus dem Nichts in den Schoß der Familie zurück. Die erhielt zuvor die Nachricht, er sei in Vietnam gefallen. Mutter Christine (Lynn Carlin) murmelt darauf im Schaukelstuhl wippend unverständliche Beschwörungsformeln und siehe da, eine Blende später befindet sich ihr Filius schon auf dem Weg nach Hause. Der ihn auflesende Trucker wird am nächsten Morgen tot aufgefunden. Ganz der Alte ist der Heimkehrer offenkundig nicht.

Dem kurzen Auftakt im Stadtwald-Kriegsszenario folgt ein betont tragisches Horror-Drama, das nicht zwingend durch Subtilität besticht, im Geiste moderner Genre-Querdenker wie George A. Romero aber eindrucksvoll die Emanzipation einer jungen wütenden Generation unabhängiger Filmemacher reflektiert. Romeros späterer Weggefährte Tom Savini („Zombie – Dawn of the Dead“) debütierte hier übrigens als Effektdesinger. Dass der seinen Sinn für schaurige Masken und spritzendes Blut als Kriegsfotograf in Vietnam schärfte, ist als Antikriegs-Botschaft jedoch stärker als der Film selbst.

Oft als Allegorie auf den Vietnam-Krieg interpretiert, ist Bob Clarks Film augenscheinlich eher ein Affront gegen das Manifest der intakten Familie. Clark, der mit „Black Christmas“ später einen Klassiker des Slasher-Horrors schaffen sollte, lässt Andy als Botschafter gesellschaftlicher Gleichgültigkeit für schleichende Bedrohung sorgen. Hauptdarsteller Backus starrt eindrucksvoll in Tag und Nacht und gibt seinen Lieben apathisch, emotionslos und wortkarg Rätsel auf. Vor allem Vater Charles (John Marley, „The Car“) ist nach anfänglicher Freude schnell verstimmt. Schließlich sei er nicht derart seltsam aus dem Zweiten Weltkrieg heimgekehrt.

Andys Betragen aber wird zunehmend verstörend. Erst verschreckt er die vorlauten Nachbarskinder, indem er den Familienhund am ausgestreckten Arm erwürgt. Danach kommt der Arzt dran, der ihn in Verdacht nimmt, erwähnten Trucker ermordet zu haben („I died for you, Doc. Why shouldn’t you return the favor?“). Um der zunehmenden Faltenbildung entgegenzuwirken, injiziert sich Andy Blut des Toten. Zur Katastrophe kommt es, als er von Schwester Cathy (Anya Ormsby) zu einem Doppel-Date im Autokino gedrängt wird. Der finale Zerfall der Familie ist nicht mehr aufzuhalten, was Carl Zittrer („Prom Night“) zu intensivem und bedächtig eingesetztem Streicher-Score verleitet. „Dead of Night“ ist ein hintersinniger Low Budet-Schocker, der es lohnt dem Vergessen entrissen zu werden.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

scroll to top