Das Tribunal (USA 2002)

das-tribunalDie Ardennen Ende 1944: Die Alliierten dringen immer tiefer in die Gebiete des Dritten Reiches vor und der Krieg wird nur noch wenige Monate andauern. Lieutenant Thomas Hart (Colin Farrell), Sohn eines hochrangigen US-Politikers, befindet sich auf dem Weg durch die verschneiten Ardennen, als er in einen deutschen Hinterhalt gerät und gefangen genommen wird. Nach eindringlichen Verhören wird er von den Nazis in ein Häftlingslager gesteckt, in dem die US-Soldaten von Colonel McNamara (Bruce Willis) angeführt werden. Durch das Eintreffen zweier afroamerikanischer Bomberpiloten (u.a. Terrence Howard) gerät das brüchige soziale Konstrukt jedoch ins Wanken.

Unter den amerikanischen Soldaten  tun sich Abgründe des Rassismus auf, die McNamara nicht unterbietet. Lediglich Hart stemmt sich gegen die offenkundigen Anfeindungen der anderen Gefangenen. Als einem der beiden Schwarzen eine Waffe untergeschoben wird, bedeutet das für den Beschuldigten den Tod.  Der dafür verantwortliche Soldat Vic Bedford (Cole Hauser) wird wenige Tage später tot aufgefunden, als Täter hat man schnell den anderen unliebsamen Piloten ausgemacht. Doch Hart glaubt an eine Verschwörung und kann eine Verhandlung erzwingen, bei der er die Rolle des Verteidigers einnehmen soll.

Amerikas Heldengeschichten gehen in die nächste Runde. Hier dient wieder der Zweite Weltkrieg als Aufhänger, Vietnam und Somalia wurden ja kürzlich bereits verbraten. Allerdings ist „Das Tribunal“ weniger ein Kriegsfilm, denn Frontkämpfe sucht man hier vergebens. In der ersten Hälfte entwickelt sich der Film langsam und gemächlich zum Kriegsdrama, um in der zweiten Hälfte dann „Eine Frage der Ehre“ im Gefangenenlager zu spielen, inklusive dem üblichem Pathos und Heldentum. Darstellerisch kann Colin Farrell überzeugen, der nach „Tigerland“ zu einem der heißesten Nachwuchsdarsteller hochgepusht wurde. Er gibt den eher zurückhaltenden, aber auch für die Sache allein kämpfenden Idealisten überzeugend, was man von seinem Gegenpart Bruce Willis nicht behaupten kann.

Der schlängelt sich mit Schmalspurminimalismus durch die Geschichte und darf höchstens mal seine Stirn runzeln. Ansonsten scheinen sich seine Gesichtszüge nicht sonderlich zu verändern und auch von der Leinwandpräsenz her hat er sicher schon eindrucksvollere Rollen gespielt. Ansonsten wirft der Film eigentlich reihenweise Fragen auf. So zum Beispiel, warum die Gefangenen in einem genehmigten Theaterstück offenkundig das Nazi-Regime auf die Schippe nehmen dürfen. Stellenweise macht das Geschehen eher den Eindruck, als wenn es sich bei der Lokalität um ein strengeres Ferienlager handelt. Als positiv muss man allerdings einmal die Stellung der Deutschen erwähnen, die nicht als die übelsten Schergen dargestellt werden. Das gilt vor allem für die Rolle von Marcel Iures („Mission: Impossible“) als Kommandeur des Lagers.

Er hält McNamara immer wieder den Rassismus seiner Männer vor und zeigt auf, dass sich dieser von Teilen der Nazi-Ideologie nicht ganz so stark unterscheidet. Dass das ganze Spektakel dann aber vor allem im letzten Drittel mal wieder zu einem vor Pathos und übertriebenem Heldentum triefendem Propaganda-Filmchen verkommt, bei dem ein jeder US-Soldat sich doch so gern für Vaterland und seine Kameraden opfern würde, Hauptsache die Familie hält ihn nicht für einen Schwächling, scheint momentan Standard der Traumfabrik zu sein. Gregory Hoblits („Zwielicht“) Film wäre mit einem anderen Ende vielleicht nicht viel besser geworden, so allerdings driftet er wie so viele andere Filme der letzten Jahre zunehmend ins Übertriebene.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

scroll to top